PORTAL-Preis: Lehramt erhält Preis für kreative Lösungen unter Corona-Bedingungen
Drei Projekte von Lehramtsstudierenden erhalten in diesem Jahr den PORTAL-Preis des Zentrums für Lehrerinnen-/Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZfLB) der Universität Bremen. Die Auszeichnung, die mit insgesamt 6.000 Euro dotiert ist, würdigt damit besonders gelungene Initiativen und Projekte für das Lehren und Lernen in und außerhalb von Bildungseinrichtungen, die unter den radikal veränderten Bedingungen der Corona-Pandemie entwickelt wurden. Die Ideen und Konzepte können von Interessierten genutzt werden.
Im Frühjahr mussten sich Schulen und Lehrkräfte sehr schnell auf Distanz-Unterricht umstellen. Die jetzt prämierten Initiativen und Projekte von Studierenden zeigen, wie mit kreativen und innovativen Ideen, digitalen Lernformaten und alternativen Konzepten dennoch Unterricht stattfinden kann. Die Bandbreite der ausgezeichneten Konzepte, die insgesamt mit 6.000 Euro dotiert sind, reicht vom Physikunterricht auf Distanz über Forschungsvideos zu mathematischem Knobeln bis zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Fenster im Kunstunterricht.
Der erste Portal-Preis geht an den Digitalen Matheforscherinnen- und Matheforscher-Tag mit 3.000 Euro
Aufgrund der Pandemie bedingten Kontaktbeschränkungen konnten Schülerinnen und Schüler im Sommersemester nicht die Angebote des „mateliers“ (Matheatelier an der Universität Bremen) nutzen. Drei Lehramtsstudierende haben die Veranstaltungsformate weiterentwickelt, in den digitalen Raum transferiert und so neue Formen des forschenden Lernens initiiert und erfolgreich erprobt. Herzstück des Projektes sind digitale Unterrichtsmaterialien und motivierende Videos zum spannenden Thema Kryptographie, die nun Bremer Schulen zur Verfügung stehen und genutzt werden können.
Den zweiten Preis mit 2.000 Euro erhält das Konzept „Verkehrssicherheit“ aus der Physik
In diesem Studien-Praxis-Projekt zum Thema Verkehrssicherheit für den „Physikunterricht in Distanz“ entwickelten zwei Studierende eine multimediale Unterrichtseinheit mit digitalen Arbeitsmaterialien und realen Experimenten. Die Materialien greifen Aspekte des Themas aus physikalischer Sicht auf und befassen sich zum Beispiel mit Anhaltewegen, Nutzen und Wirkung von Fahrradhelmen oder dem Thema Knautschzone. Die entstandenen Selbstlernmaterialien leiten physikalische Experimente mit Alltagsmaterialien. Ferner können Schülerinnen und Schüler selbst aufgenommene Bewegungsabläufe mit digitalen Tools analysieren.
Mit dem dritten Preis in Höhe von 1.000 Euro wird das „Experimentierheft Fenster“ im Fach Kunst prämiert
Wie mit einfachen Mitteln große Wirkung erzielt werden kann, zeigt dieses Projekt für den Kunstunterricht. Der Unterricht verlagert sich in das Zuhause der Schülerinnen und Schüler und fördert so den Einzug der Kunst in den Alltag. Im Mittelpunkt der Unterrichtseinheit im Distanzlernen steht das „Experimentierheft Fenster“ mit Materialien und Aufgaben, die das eigene Fenster zum Gegenstand der künstlerisch-gestalterischen Auseinandersetzung machen. Das Fenster als Ausgangspunkt der individuellen Beschäftigung mit künstlerischen Strategien ermöglicht Kommunikation und Austausch zwischen den Schülerinnen und Schülern in einem gemeinsamen Erlebnisraum jenseits der geschlossenen Schule.
Lob für Konzepte zum Umgang mit Verschwörungstheorien und Nachhilfeplattform
Neben den drei Preisen wurden auch zwei „lobende Erwähnungen“ ausgesprochen.
Während der Corona-Pandemie sind in der Gesellschaft immer wieder Verschwörungstheorien im Gespräch. Studierende hatten die Idee, den „Umgang mit Verschwörungserzählungen“ zum Ausgangspunkt für eine interaktive Unterrichtsidee zu machen. Sie hatte sich direkt aus der Lockdown-Situation entwickelt und ist weiterhin von hoher aktueller Brisanz. Die entstandenen Materialien sollen auch zur Verfügung gestellt werden.
Der Unterricht auf Distanz hat in der Situation des Lockdowns viele Schülerinnen und Schüler sowie ihre Familien überfordert. Nicht alle Eltern konnten ihre Kinder in ausreichender Weise bei der Erreichung der Lernziele unterstützen. Über die von Studierenden mitgestaltete Nachhilfeplattform „Haydee“ wurden deutschlandweit Mentorinnen und Mentoren gefunden, die im Rahmen eines Konzepts individuell unterstützen.
Die Krise als Portal und Chance, neue Wege zu beschreiten
Der Titel PORTAL-Preis bezieht sich auf die indische Schriftstellerin Arundhati Roy. Sie hat das Bild der Corona-Pandemie als Portal geprägt, durch das wir schwere Altlasten hindurchschleppen, die wir aber auch davor zurücklassen können. „Die Krise produktiv zu nutzen, war auch Ausgangspunkt für die Initiierung des PORTAL-Preises“, sagt Professorin Sabine Doff, Wissenschaftliche Direktorin des Zentrums für Lehrerinnen-/Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZfLB) der Universität Bremen: „Es ist ein gutes Zeichen zu sehen, wie Studierende alte Vorstellungen überwunden und neue Wege beschritten haben. In den Projekten und Initiativen haben sie beispielhaft umgesetzt, was lernen und lehren in Zukunft bedeuten kann.“ Die Resonanz auf den Preis und vor allem die prämierten Projekte machten deutlich, wie Studierende den Herausforderungen mit Mut, kreativen Ideen und großem Engagement begegneten. „Das verdient Anerkennung.“
Impulse für die Unterrichtsentwicklung
Die multiprofessionell besetzte Jury aus Wissenschaft, Wirtschaft und Schule setzt mit der Preisvergabe Impulse für die Unterrichtsentwicklung von morgen. Jury, Förderer und das ZfLB wollen auf diese Weise die engagierten Studierenden gemeinsam auf ihrem Weg unterstützen.
Gefördert wird der in diesem Jahr einmalig vergebene Preis durch die Senatorin für Wissenschaft und Häfen, den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V., business resource management Bremen und Alumni der Universität Bremen e. V.
Quelle: Pressemeldung Universität Bremen