Neue Impulse für die Lehrkräftebildung
Bei einer Abschlussveranstaltung im Domkapitelhaus stellten Forschende der Universität Bremen gestern die Ergebnisse des Projekts „Schnittstellen gestalten“ vor. Acht Jahre lang hatte ein Team aus rund 45 Forschenden Konzepte für die Lehrkräftebildung entwickelt, gefördert von Bund und Ländern.
„Mit ihrem erfolgreichen Projekt ‚Schnittstellen gestalten‘ hat die Universität Bremen Maßstäbe gesetzt, um die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer für die Herausforderungen des Berufs zu qualifizieren. Zum Beispiel wurden die Lehrpläne so angepasst, dass sich die Studierenden immer wieder mit der Theorie und ihren praktischen Erfahrungen auseinandersetzen müssen. Das führt die angehenden Lehrerinnen und Lehrer zu eigenen Standpunkten. Für die künftige Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften hat die Qualitätsoffensive Lehrerbildung damit exzellente Grundlagen geschaffen. Jetzt geht es darum, dass aus Projektergebnissen dauerhaftes Alltagshandeln wird. Diesen weiteren Entwicklungsprozess begleiten wir gerne.“ Mit diesen Worten begrüßte Kay Wenzel, Abteilungsleiter Hochschulen und Forschung der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, gestern die Teilnehmenden der Abschlussveranstaltung des Projekts „Schnittstellen gestalten“. Acht Jahre lang hat ein Team aus Forschenden aller lehrerbildenden Fachbereiche der Universität sowie des Instituts für Public Health und Pflegeforschung (IPP) und des Instituts Technik und Bildung (ITB) im Projekt neue Ansätze entwickelt, um die Lehrkräftebildung zu verbessern – vom Studium bis zur Weiterbildung an Schulen. Das Projekt ist von Bund und Ländern im Rahmen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ mit 5,4 Millionen Euro gefördert worden.
„Gute Lehrerinnen und Lehrer zeichnet aus, dass sie selbst Lernende sind und bleiben! Dass sie Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Pädagogik, Theorie und Praxis reflektiert miteinander verknüpfen. Dass sie kooperieren und sich gezielt fortbilden. Das Projekt ‚Schnittstellen gestalten‘ hat wichtige Beiträge dazu geschaffen, dass schon Studierende eine solche Haltung ausprägen und dazu Methoden erproben“, sagte Lars Nelson, Leiter des Referats „Gestalterische Aufgaben der allgemeinbildenden Schulen und der Lehrerbildung“ der Senatorin für Kinder und Bildung.
Das Motto „Schnittstellen gestalten“ bezieht sich auf die Verzahnung zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, zwischen Theorie und Praxis sowie zwischen verschiedenen Akteur:innen in der Lehrkräftebildung. „Wir orientierten uns teilprojektübergreifend am Leitbild des ‚Reflective Practitioner‘“, erläutert Sabine Doff, Professorin für Fremdsprachendidaktik Englisch und Leiterin des Projekts. „Darunter versteht das Projektteam eine Lehrperson, die ihr Handeln vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse, erlernter Theorien und Methoden konsequent spiegeln, planen und überdenken kann.“ Konzept und Ergebnisse des Projekts hat das Team unter einer eigenen Website sowie in einer Leitschrift veröffentlicht. Unter uni-bremen.de/schnittstellen-gestalten finden Interessierte weitere Informationen und können die Leitschrift herunterladen.
Vielfältige Angebote auch nach Projektende
„Schnittstellen gestalten“ umfasst fünf Teilprojekte, deren Ergebnisse bei der Abschlussveranstaltung vorgestellt wurden. Zahlreiche Angebote und Konzepte bleiben über das Projektende hinaus bestehen.
Im Teilprojekt BOOC – Blended Open Online Courses wurde ein digitales Angebot entwickelt, mit dem Studierende Methoden der empirischen Sozialforschung erlernen können. Es enthält unter anderem Texte, interaktive Grafiken und Videointerviews (Tutorials) mit Fachpersonen zum Forschungsprozess und zu empirischen Forschungsmethoden. Unter https://booc.uni-bremen.de/stehen die Materialien weiterhin Studierenden der Universität Bremen und externen Studierenden zur Verfügung.
Im Teilprojekt p:ier: Portfolio – individuell – elektronisch – reflektiert ist eine digitale und interaktive Sammelmappe für Studierende und Referendare entstanden, etwa für Unterrichtsentwürfe, Arbeitsblätter oder Präsentationen. Studierende können ihr eigenes Portfolio für Lehrende oder Mitstudierende freigeben und von ihnen kommentieren lassen. Auf https://eportfolio.uni-bremen.de/bleibt p:ier für Studierende der Universität Bremen sowie Referendar:innen im Land Bremen erhalten.
Im Teilprojekt Studien-Praxis-Projekte konnten Studierende ihr im Studium erlerntes Wissen in der Praxis anwenden. In Kooperation mit Bremer Lehrkräften in Schulen und betreut von Dozierenden der Universität entwickelten sie Lösungen für konkrete Herausforderungen an Bremer Schulen, etwa rund um die Themen Digitalisierung und Inklusion. Das Angebot wird über das Projektende hinaus personell betreut.
Unter der Überschrift Digi-Spotlights entstanden Konzepte und Veranstaltungen mit dem Ziel, fachwissenschaftliche und fachdidaktische Inhalte an der Universität besser zu verzahnen und sie Studierenden unter anderem mit digitalen Medien nahezubringen. Dazu wurde beispielsweise in einer fachwissenschaftlichen mathematischen Vorlesung ein eigener Strang für Lehramtsstudierende entwickelt. In ihm ging es besonders darum, die Vernetzung zu fachdidaktischen Inhalten deutlich zu machen. Die Ergebnisse der Digi-Spotlights wurden in einem Konzept festgehalten, das auch nach Projektende zur Verfügung steht.
Das Teilprojekt SteBs („Strukturentwicklung in der Berufsschullehrerbildung“) schafft Verknüpfungen zwischen den unterschiedlichen Phasen und Fächern der Berufsschullehrerbildung. Entstanden sind unterschiedliche Konzepte und Angebote für Studium, Referendariat und Fortbildung. Hierzu zählen Lernmodule zum Umgang mit Diversität in der Berufsschule, Fortbildungen für Lehrkräfte sowie Konzepte, Aufgaben und Materialien für den Lernfeldunterricht. Alle Ergebnisse von SteBs stehen auch nach dem Ende des Projekts unter http://unihb.eu/bbs zur Verfügung.
Pressemeldung von Universität Bremen