Ist Chanukka das jüdische Weihnachten?
Oldenburg. Ob Harry Potter jüdisch ist, der Bagel eine jüdische Erfindung und wer oder was eigentlich Mazze heißt – all diese Fragen stehen symbolisch für eine bundesweite Kampagne gegen Antisemitismus, die ab sofort auch in Oldenburg startet. Insgesamt neun Motive werden bis zum 21. Dezember auf den städtischen Litfaßsäulen zu sehen sein und weisen auf die „Fragemauer“ hin – eine Kampagne, die auf humorvolle Art über jüdisches Leben aufklären möchte. Unter www.fragemauer.de » kann jede und jeder seine Fragen loswerden und Informationen über jüdische Lebensweisen und Traditionen erhalten – auch über jüdisches Backwerk, siehe Bagel und Mazze.
So leichtfüßig die Kampagne daherkommt, hat sie doch einen ernsten Hintergrund: Ins Leben gerufen wurde sie schon weit vor den Angriffen der Hamas auf Israel und den folgenden pro-palästinensischen Demonstrationen, die auch in Oldenburg stattfinden. Denn Übergriffe auf jüdisches Leben nehmen, so die Kampagne, nicht erst seit den letzten Wochen wieder zu. Nötig ist daher ein entschlossenes Handeln gegen antisemitische Äußerungen und Angriffe, wie auch Oberbürgermeister Jürgen Krogmann betont: „Das Judentum hat seinen festen Platz in unserem Land und in unserer Stadt. Dieser Überzeugung fühle ich mich verpflichtet. Es ist furchtbar zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass Menschen jüdischen Glaubens sich hier bei uns nicht mehr sicher fühlen. Deshalb werde ich Antisemitismus – in welcher Form auch immer er sich äußert – entschieden entgegentreten. Ich unterstütze die Kampagne ‚Fragemauer‘ sehr gern und hoffe, dass die Vielfalt an klugen und humorvollen Fragen und Antworten uns dem jüdischen Leben etwas näherbringen. Danke für diese Kampagne!“
Erinnern an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Oldenburg
Die Plakatkampagne steht in Oldenburg im Kontext mehrerer Aktionen und Veranstaltungen, mit denen jüdisches Leben und das Erinnern öffentlich gewürdigt werden. So fand vor knapp zwei Wochen, am Freitag, 10. November, der jährliche Erinnerungsgang statt. Die Oldenburgerinnen und Oldenburger setzen damit ein Zeichen des Gedenkens und der Solidarität – und das schon seit 1982. Mehr als 1.500 Menschen liefen in diesem Jahr die Route nach, auf der im Jahr 1938 jüdische Oldenburger durch die Stadt getrieben wurden. Noch bis zum 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, werden zudem weitere Erinnerungszeichen im Stadtbild angebracht: als Wandtafeln an der Fassade und als Stelen auf öffentlichem Grund erinnern sie an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die von den Nationalsozialisten verfolgte und ermordet wurden. Die Initiative wurde 2021 von der Oldenburger Bürgerstiftung gemeinsam mit der Stadt Oldenburg und in Zusammenarbeit mit dem Verein Werkstattfilm ins Leben gerufen.
Zum Hintergrund der Kampagne
Initiator der bundesweiten Kampagne „Fragemauer“ ist das European Leadership Network (ELNET), eine parteiübergreifende unabhängige Organisation, die sich europaweit für eine starke Partnerschaft zwischen europäischen Ländern und dem Staat Israel einsetzt. Die Initiative soll Vorurteile, Hass und Hetze gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland begegnen. Bereits im Juni startete die erste Runde der Kampagne. Mit 20 Hauptmotiven und einem Kurzfilm für Kino, TV und Social Media möchte die Fragemauer auf humorvolle Art und Weise über jüdisches Leben und den Staat Israel aufklären. Darüber hinaus können auf der Kampagnen-Webseite Fragen gestellt werden, die dort beantwortet und veröffentlicht werden. Seit Mitte Oktober läuft die zweite Phase – auch vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse. Über 50 Städte sind inzwischen involviert. Das Projekt wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus.
Quelle Pressemeldung von Stadt Oldenburg