Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte
„Ich habe mich nie gefragt, was Freiheit bedeutet, nicht bis zu dem Tag, als ich Stalin umarmte.“ Albanien 1990: Auch die letzte kommunistische, stalinistische Diktatur Europas bricht zusammen. Nach dem Fall der Berliner Mauer verändert sich auch hier alles. Für die elfjährige Lea Ypi fällt nun ihr ganzes gewohntes Umfeld, ihr ganzes Weltbild zusammen. Was macht das mit einem heranwachsenden Menschen, wenn man feststellen muss, dass alles, woran man bisher glaubte, nicht mehr da ist? Und gleichzeitig begreift, dass die eigene Familie gegen das Regime war und vieles verschwiegen hat? Während Leas Mutter in die Politik geht und ihr Vater mit seinem Job als Hafendirektor überfordert ist, erfährt Lea ihre wirkliche Familiengeschichte, und lernt das bisher als sicher und wahr Abgespeicherte zu hinterfragen.
In „Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte“ erzählt die Philosophin Lea Ypi von ihrer Kindheit und ihrer Familie, deren Geschichte eng und schillernd mit der Albaniens verwoben ist. Ypi wuchs in der Hafenstadt Durrës auf und ist derzeit Professorin für Politische Theorie an der London School of Economics, sie schreibt regelmäßig für den „Guardian“ über gesellschaftliche Themen. Ihr Buch bringt in Bremen Armin Petras auf die Bühne im Kleinen Haus.
„Indem Lea Ypi die Geschichte ihrer Familie und zugleich ihres Landes erzählt, erinnert sie uns daran, wie eng beides oft miteinander verknüpft ist – und was es bedeutet, wenn Menschen sich plötzlich in einem neuen politischen System wiederfinden, dessen Spielregeln sie noch nicht beherrschen“, sagt Nina Rühmeier, die gemeinsam mit Armin Petras die Fassung erarbeitet hat und die Produktion als Dramaturgin begleitet: „Eine Erfahrung, die auch die deutsch-deutsche Gesellschaft noch immer zweiteilt. Dabei lässt Ypi uns immer auch über Aspekte und Verständnisse des Begriffes Freiheit nachdenken, der heute so inflationär benutzt wird, dass er ganz entleert zu werden droht, und der doch so wichtig ist für unser politisches Denken.“
Armin Petras studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Als Oberspielleiter arbeitete er am Theater Nordhausen sowie als Hausregisseur am Schauspiel Leipzig. Von 1999 bis 2002 war er Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel, im Anschluss daran wurde er als Hausregisseur am Schauspiel Frankfurt engagiert und leitete dort drei Jahre die Spielstätte in der Schmidtstraße. Im Jahr 2006 übernahm er die Intendanz am Maxim Gorki Theater Berlin. In den Spielzeiten 2013/14 bis 2017/18 leitete er als Intendant das Schauspiel Stuttgart.
Neben seiner inszenatorischen Tätigkeit ist Petras auch als Autor von Bühnenstücken unter dem Pseudonym Fritz Kater bekannt. Für sein Stück „zeit zu lieben zeit zu sterben“ wurde er 2003 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet. Für sein Gesamtwerk erhielt Fritz Kater 2008 den Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis. Petras war ab der Spielzeit 2018/19 bis 2021/22 Hausautor und Hausregisseur am Theater Bremen. Er inszenierte in den vergangenen Spielzeiten im Musiktheater u. a. „Anna Karenina“, „Lady Macbeth von Mzensk“, „Die tote Stadt“ und „Jenufa“, außerdem schrieb er das Libretto für die spartenübergreifende Musiktheaterproduktion „Wahlverwandtschaften“ in der Regie von Stephan Kimmig.
Im Schauspiel gab er 2018 seinen Einstand mit „Love you, Dragonfly“ von Fritz Kater, der dafür 2019 den Ludwig-Mülheims-Theaterpreis bekam. Darauf folgten „Lulu – Ein Rock-Vaudeville“, „Schloss Rosmersholm“ von Henrik Ibsen sowie „Milchwald“ von Fritz, Grossmans „Leben und Schicksal“ und im Musiktheater „Pique Dame“ von Peter I. Tschaikoswsky sowie in der vergangenen Spielzeit „Jazz im Donbass“ von Serhij Zhadan. Seit der Spielzeit 2022/23 leitet Armin Petras – gemeinsam mit Franziska Benack und Philipp Rosendahl – das Schauspiel am Staatstheater Cottbus.
Premiere am Samstag, dem 5. Oktober um 19:30 Uhr im Kleinen Haus.
Pressemitteilung von: Theater Bremen