
„Sie sahen, was sie zu tun hatten. Man musste seinen Platz wieder einnehmen und sich dessen gewahr bleiben, was man heute Nacht erfahren hatte. Die Insel ist unser, und sie ist grün.“ / Deutschsprachige Erstaufführung, nach dem Roman von Tarjei Vesaas. Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Premiere am 4. April 2025 im Kleinen Haus.
Auf der Insel herrscht eine unerwartete Ruhe – ein Tag Erntepause. Mit einem Boot kommt ein Unbekannter, seltsam schön, seltsam anziehend. Doch die Idylle wird durchbrochen, als die Schweine unvermittelt außer sich geraten. Das Unheil, das ihr Verhalten ankündigt, setzt sich fort. Es wird ein Mord geschehen, eine Hetzjagd folgt und bevor die Sonne untergeht, haben zwei Menschen ihr Leben verloren. Und eine große Gruppe von Menschen ist schuldig geworden.
Tarjei Vesaas’ Roman „Der Keim“ beschreibt eindringlich und mit großer Ruhe zuerst einen Sog und schließlich das Aufwachen daraus. Dabei zeichnet er eine Situation, die in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit kaum denkbar scheint: ein Innehalten, das Empfinden von Reue und die Suche danach, wie es sich mit der Erkenntnis vom eigenen Abgrund leben lässt. Vesaas, einer der bedeutendsten norwegischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, schrieb den Roman 1940, kurz nach Beginn der deutschen Besatzung.
Auf der Bühne im Theater Bremen bringt ihn die Regisseurin Ruth Mensah zur deutschsprachigen Erstaufführung. „An diesem Innehalten interessiert mich besonders das Nicht-Wissen, was zu tun ist. Das Innehalten ist eine Zäsur, in der ein großes Potenzial liegt“, so Mensah. „Was ist, wenn wir dem Impuls, schnell eine Lösung finden zu müssen, widerstehen – und warten und vertrauen, dass etwas anderes geschieht. Im Innehalten liegt auch die Konfrontation mit sich selbst, es gibt keine Möglichkeit sich abzulenken. Auszuhalten, sich, das eigene wie auch kollektive Verhalten genau betrachten zu können. Vielleicht ist es an der Zeit aus einer Ruhe heraus zu handeln, nicht im Affekt? Vielleicht braucht es ein Ruhig-Werden um mit kollektiven Fehlern umzugehen – wer weiß.“
2018 schloss Ruth Mensah ihren Bachelor of Arts in Politikwissenschaft und Germanistik an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf ab. Anschließend studierte sie Regie an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Es folgten Regieassistenzen am Theater Bern, u. a. bei Sara Ostertag, Tillmann Köhler und Roger Vontobel. In ihrer Diplominszenierung „Bad Mexican Dog“ nach Jonas Eika, widmete sie sich globalem Klassismus und Transnationalität, und wurde 2022 damit zum Körber Studio Junge Regie eingeladen. Seitdem arbeitet Ruth Mensah als freischaffende Regisseurin, u. a. am Theater Münster und am Theater Bern. Mit ihrer Inszenierung von Kim de l’Horizons „Hänsel und Greta & The Big Bad Witch“ (Uraufführung 2022 am Theater Bern) wurde sie 2023 zu den Autor:innentheatertagen ans Deutsche Theater Berlin und zu Burning Issues eingeladen.
Pressemitteilung von: Theater Bremen