Leer/Stand – Der Brotladen oder: Wem gehört der Stadtraum?
Von Antigone Akgün frei nach Bertolt Brecht / Konzept und Entwicklung: Antigone Akgün / Mit Texten von Leon Joskowitz / Premiere am 30. April 2022 im Bremer Leerstand, Treffpunkt Goetheplatz
Während auf der einen Seite die Wohnungen knapp sind und viele Menschen sich die Miete zentrumsnah nicht mehr leisten können, gibt es ihn immer öfter: gut gelegen, aber unbenutzt – Leerstand. Wem gehört der eigentlich?, das fragt sich die neue Produktion am Theater Bremen. Das Team um Autorin, Schauspielerin und Dramaturgin Antigone Akgün geht dieser und anderen Fragen ab Ende April für einige Wochen im Leerstand im Bremer Ostertorsteinweg 40 nach.
Dass der Kampf um Wohn- und Arbeitsraum keine Erfindung des 21. Jahrhunderts ist, zeigt sie dabei an Brechts Stückfragment „Der Brotladen“, in dem er um 1929 die ewig nach unten tretende Leistungsgesellschaft nachzeichnet. Vermischt mit heutigen Texten von Akgün selbst und dem Philosophen und Kapitalismuskritiker Leon Joskowitz entsteht ein installativer Erzählraum. Neben Theater im Erdgeschoss des Gebäudes gibt es eine Art modernes Museum mit Exponaten und Videoinstallationen. Zwischen Immobilienmaklerinnen und Kapitalprofiteuren: „Leer/Stand – Der Brotladen oder: Wem gehört der Stadtraum?“ will wissen, ob sich die Ohnmacht der Besitzlosen durchbrechen lässt.
Antigone Akgün arbeitet als Autorin, Schauspielerin, Dramaturgin und Kuratorin an deutschsprachigen Stadt- und Staatstheatern, wie auch in der freien Szene. Nach einer Schauspielausbildung in Griechenland studierte sie Theater-, Film- und Medienwissenschaften, Griechische Philologie, Klassische Archäologie und Philosophie in Frankfurt, sowie Dramaturgie (MA) an der Hessischen Theaterakademie. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen auf der Erforschung des Brecht’schen Frühwerks und auf chorischen Theaterformen nach Einar Schleef. Seit 2014 ist sie Mitglied des European Network for Research and Documentation of Performances of Ancient Greek Drama. Als Schauspielerin war und ist sie zu sehen u.a. in Inszenierungen von Rosana Cade, Boris Nikitin, Hannah Schassner, Kornelius Eich und Sebastian Mauksch.
In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sie sich mit der Überschreibung kanonischer Literatur und versucht, marginalisierte Positionen hör- und sichtbar zu machen, z.B. als Autorin in Julia Wisserts Inszenierung „2069 – Das Ende der Anderen“ (eingeladen zum Heidelberger Stückemarkt 2020) oder bei „NATHAN“ (Theater Regensburg). 2021 war sie mit ihrem Debütstück „Das Erste Festmahl“, welches die Erlebniswelt nicht-normativer Frauen*körper beleuchtet, nominiert für das Hans-Gratzer-Stipendium am Schauspielhaus Wien. Im gleichen Jahr begann sie als Autorin ihre fortwährende Zusammenarbeit mit Beata Anna Schmutz und dem Stadtensemble des Nationaltheaters Mannheim. Darüber hinaus leitet sie seit 2022 das Blog des Theatertreffens der Berliner Festspiele, kuratiert am Staatstheater Darmstadt gemeinsam mit der Dramaturgin Christina Zintl das, für die Stadtgesellschaft konzipierte, künstlerische Projekt „Stadtkantine“ und ist in mehreren Jurys tätig (u.a. Theatertreffen der Jugend, Festival Augenblick Mal!, Kulturreferat der Stadt München, Kulturamt der Stadt Wiesbaden). Mit der performativen Installation „Leer/Stand“ realisiert sie am Theater Bremen ihre erste Regiearbeit.
Premiere am Samstag, dem 30. April, 19:30 Uhr, Treffpunkt Goetheplatz
Regie: Antigone Akgün
Text: Antigone Akgün, Leon Joskowitz
Ausstattung: Andrea Künemund, Vitalia Gordeev
Video: Lavinia Moroff
Sound/Audio: Jonathan Lutz
Produktionsleitung: Emily Masch
Mit: Manuela Fischer, Christian Freund, Patrick Balaraj Yogarajan
Quelle Pressemeldung von Theater Bremen