Fairplay trotz roter Karten – Glückscent als gutes Omen

Fairplay trotz roter Karten – Glückscent als gutes Omen
Diskutierten auf dem Podium mit dem Publikum: (von links) VfB-Geschäftsführer Michael Weinberg, Polizeichef Eckhard Wache, die Planungsbüro-Vertreter Immanuel Geis und Matthias Schöner, Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und Moderatorin Carola Schede sowie der per Video zugeschaltete Jens Futterknecht vom DFB. Bild: Sascha Stüber

Fairplay trotz roter Karten – Glückscent als gutes Omen

Oldenburg. Aberglaube spielt im Fußball keine unwichtige Rolle. Da dürfte es als gutes Omen gewertet werden, dass Moderatorin Carola Schede am Ende der ersten Informationsveranstaltung zum möglichen Stadion-Neubau in Oldenburg einen Glückscent vom Boden auflas. Knapp 250 Interessierte informierten sich am Dienstag über Argumente für einen Neubau an der Maastrichter Straße, die von der Mehrheit des Publikums – vielfach durch blau-weiße Fanutensilien als Anhänger des VfB Oldenburg zu erkennen – mit starkem Beifall bedacht wurden. Ebenso Gehör fanden die Bedenken von Kritikern des Projektes, die zwar zahlenmäßig unterlegen waren, aber ihre Ablehnung auch optisch durch das Zeigen von roten Karten deutlich machten. Des Feldes, oder besser der Markthalle in den Berufsbildenden Schulen 3, verwiesen werden musste indes niemand. Nach rund zwei Stunden bedankte sich Carola Schede bei allen Teilnehmenden für das in der Diskussion gezeigte Fairplay.

Über Baukosten und Fehlbeträge

Der von ihr gefundene Glückscent wird bei der Finanzierung eines eventuellen Stadion-Neubaus nicht ins Gewicht fallen. Joachim Guttek, Projektleiter Geländeentwicklung Weser-Ems-Hallen, bezifferte die Neubaukosten auf Grundlage von Kalkulationen aus dem ersten Quartal 2022 auf rund 34 Millionen Euro. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann verwies auf den Verwaltungsvorschlag, eine Stadionrealisierungsgesellschaft zu gründen und den Bau am Kreditmarkt zu finanzieren. Belastet werde der städtische Haushalt nur durch den jährlichen Fehlbetrag. Dessen Höhe beträgt nach der Wirtschaftlichkeitsberechnung bei einem Zinsszenario von 3,5 Prozent und bei annähernder Vollauslastung eines 7.500 Fans fassenden Stadions 1,47 Millionen Euro. Auf Nachfrage von Neubau-Gegnern erklärte der Oberbürgermeister, er gehe nicht davon aus, dass durch die in Aussicht gestellten Stadion-Investitionen Geld an anderer Stelle fehlen werde. Für ihn zähle ein Stadionbau zur öffentlichen Infrastruktur wie Theater, Schwimmbäder oder die Weser-Ems-Hallen.

Viele Nachteile: Keine Zukunft für Profisport am Marschweg

Christiane Cordes, Leiterin des Amtes für Kultur und Sport, stellte dem Publikum die Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für einen Drittliga-Betrieb im Marschwegstadion vor. Um eine übergangsweise Nutzung zu ermöglichen, wird die Stadt unter anderem in eine fest installierte Flutlichtanlage investieren. Klar ist aber, dass das Marschwegstadion trotz aller Bemühungen zu keiner vollständig drittligatauglichen Spielstätte ausgebaut werden kann. Das verdeutlichte Klaus Büscher, Leiter des städtischen Eigenbetriebes für Gebäudewirtschaft und Hochbau, mit Blick auf eingeschränkte Anstoßzeiten, Schutzansprüche der umliegenden Wohnbebauung und fehlende Parkplätze.

Vorteile des Neubaus liegen auf der Hand

Für den Leiter der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland, Eckhard Wache, ist das Marschwegstadion ebenfalls als Einsatzort schwierig. „Bei einem Stadion-Standort an der Maastrichter Straße würden wir ein Drittel weniger Einsatzkräfte benötigen“, so Wache. Auch aus Sicht von Matthias Schöner vom Planungsbüro AS+P (Frankfurt), das neun Standorte im Stadtgebiet miteinander verglichen und die Fläche neben den Weser-Ems-Hallen an der Maastrichter Straße als am geeignetsten erkannt hatte, „liegen die Vorteile auf der Hand“. Ein großer Pluspunkt sei die verkehrsgünstige Nähe zum Bahnhof. Die hier mögliche Binnenentwicklung komme der Stadt und dem Verein zugute. Immanuel Geis von der Proprojekt Planungsmanagement & Projektberatung GmbH (Frankfurt) kalkuliert für ein neues Stadion mit einer Planungs- und Bauzeit von drei Jahren. Ein komplett klimaneutraler Bau sei eine Herausforderung, aber technisch machbar.

DFB: Positives Votum wegweisender Schritt

Im Rat der Stadt Oldenburg steht am 27. Februar die Grundsatzentscheidung zum Stadion-Neubau an. Ein positives Votum wäre für DFB-Vertreter Jens Futterknecht, der per Video zugeschaltet war, „eine tolle Geschichte für die Dritte Liga und ganz Fußball-Deutschland.“ Futterknecht, Leiter des Zulassungsverfahrens beim DFB, sagte: „Das wäre ein wegweisender Schritt, den wir bei der Lizenzierung mitberücksichtigen würden.“

VfB-Spieler: „Wohnzimmer“ sichert Punkte

Was eine moderne Heimstätte für die Fußballer des VfB Oldenburg bedeuten würde, machte Abwehrspieler Marcel Appiah deutlich: „Wir machen das Beste aus der Situation im Marschwegstadion. Aber ein neues Stadion kann ein echtes Faustpfand sein und mit seiner Atmosphäre für zusätzliche Power und Dynamik sorgen. Es wäre für uns wie ein Wohnzimmer. Je schöner das eingerichtet ist, desto mehr kämpft man dafür, dass die Punkte auf dem heimischen Rasen bleiben.“

Carola Schedes Glückscent hätte dort seinen Platz – eingebuddelt am Anstoßpunkt – sicher.

Quelle Pressemeldung von  Stadt Oldenburg