
Als Heinrich von Kleist sich Anfang des 19. Jahrhunderts mit dem historischen Kriminalfall rund um den Pferdehändler Kohlhase beschäftigte, lag der schon um die 270 Jahre zurück. Doch Kleist war fasziniert von diesem Kampf ums Recht, der vollkommen entgleitet und zu einem Gewaltexzess wird. Im Theater Bremen wirft nun der Autor und Regisseur Felix Krakau einen neuen Blick auf diesen Stoff: In „Kohlhaas (No Limits)“ fragt er, wie wir uns als Gesellschaft organisieren wollen, auf welche Gesetze wir uns verständigen und warum das individuelle Gerechtigkeitsempfinden manchmal nicht mit dem geltenden Recht übereinstimmt.
Was passiert, wenn jemand diese gesellschaftlichen Übereinkünfte bricht und wie man dem entgegentreten kann, ohne selbst Gewalt anzuwenden, ist nur einer der Punkte, die Krakau in seiner Kleist-Überschreibung interessieren: „Gesellschaftliche Regeln sind etwas, das wir jeden Tag aufs Neue miteinander aushandeln müssen, im Großen wie im Kleinen. Dahinter steckt die nie komplett zu beantwortende Frage nach der Idee, wie wir miteinander leben wollen. Jetzt leben wir aber aktuell in einer Zeit, in der zahlreiche Gewissheiten, an die wir geglaubt haben, zur Disposition stehen. Die Welt droht autokratischer, rücksichtsloser, härter zu werden. Die Beispiele dafür liegen auf der Hand. Aber wie gehen wir damit um? Was sind unsere Optionen? Und wie weit darf ein Individuum oder eine Gruppe gehen, um dagegen vorzugehen? Das sind Fragen, die uns bei Kohlhaas beschäftigen und auf die wir aber alle gemeinsam Antworten finden müssen.“
Felix Krakau, geb. 1990 in Hamburg, studierte Theaterregie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main sowie als Gast Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Es folgten Stationen am Schauspiel Frankfurt, der Schaubühne Berlin und bei den Salzburger Festspielen und Arbeiten als Regisseur und Autor u. a. am Düsseldorfer Schauspielhaus, Volkstheater Wien, Staatstheater Darmstadt, Schauspielhaus Wien, Schauspiel Essen. 2019 gewann er mit der Ibsen-Überschreibung „Peer Gynt“ das Körber Studio Junge Regie am Thalia Theater Hamburg. Für seine literarische Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt das Hessische Literaturstipendium in Prag, den 3. Else Lasker-Schüler-Stückepreis und ein Aufenthaltsstipendium der Roger-Willemsen-Stiftung im mare-Künstlerhaus . Für das Theater Bremen schrieb und inszenierte er in der letzten Spielzeit die Uraufführung „Royals“.
Premiere am Freitag, dem 14. Februar 2025 um 19:30 Uhr im Kleinen Haus
Regie und Text: Felix Krakau
Bühne und Video: Florian Schaumberger
Kostüme: Jenny Theisen
Musik: Timo Hein
Licht: Marius Lorenzen
Dramaturgie: Sonja Szillinsky
Mit: Karin Enzler, Lisa Guth, Ferdinand Lehmann, Alexander Swoboda
Pressemeldung von Theater Bremen