Die Geowissenschaften in der NS-Zeit: Universität Bremen lädt zum Tag des Gedenkens

Die Geowissenschaften in der NS-Zeit: Universität Bremen lädt zum Tag des Gedenkens

Die Geowissenschaften in der NS-Zeit: Universität Bremen lädt zum Tag des Gedenkens

Welche großen deutschen Expeditionen fanden in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen statt und wie beeinflussten sie die Politisierung der Wissenschaft? Wie erging es jüdischen Geolog:innen in der NS-Zeit? Welche Bedeutung hatten sie? Diese und andere Aspekte beleuchtet der Fachbereich Geowissenschaften der Universität Bremen am Tag des Gedenkens. Im Rahmen der zentralen Veranstaltung der Universität am 27. Januar 2022 (16 Uhr) sind Interessierte zu zwei öffentlichen Online-Vorträgen herzlich eingeladen.

Jährlich findet in Deutschland am 27. Januar der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. An der Universität Bremen organisiert im jährlichen Wechsel immer einer der zwölf Fachbereiche die zentrale Gedenkveranstaltung – in diesem Jahr sind es die Geowissenschaften. Damit möglichst viele Studierende und Mitarbeitende teilnehmen können, ist der Tag nachmittags ein Dies Academicus, an dem keine Lehrveranstaltungen stattfinden.

Professorin und AWI-Direktorin Antje Boetius beleuchtet Hintergründe früherer deutscher Expeditionen

Den ersten Vortrag mit dem Titel „Zwischen zwei Weltkriegen: Internationale Expeditionen für die Gemeinschaft“ hält Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und Professorin am Fachbereich Geowissenschaften der Universität Bremen. Die Geschichte der Polar- und Meeresforschung ist eine Geschichte internationaler Kooperation, aber auch von Wettbewerb um Präsenz, Wissensvorsprung und technischem Fortschritt. Der Vortrag beleuchtet Hintergründe zu den von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft (Vorgängerorganisation der DFG) geförderten drei deutschen Expeditionen zwischen zwei Weltkriegen in der von ökonomischer, sozialer und politischer Unsicherheit gekennzeichneten Weimarer Republik: die Alai-Pamir-Expedition zur Erkundung von Gletschern, die Meteor-Expedition zur Vermessung des Atlantiks und Alfred Wegeners Grönland-Expedition. Briefe und Bilder der Zeit werfen ein Licht auf die schwierige Situation von Wissenschaft und Wissenschaftsförderung im Versuch, zu internationaler Anerkennung zu kommen. Die erhebliche Verstrickung der Expeditionen mit Militär und Politik sowie die Abhängigkeiten in der Wissenschaftsförderung sollen nicht in Vergessenheit geraten.

Einzelschicksale jüdischer Geolog:innen zeigt Professor Andreas Hoppe aus Freiburg auf

Professor Andreas Hoppe, Geologe und Leiter des Geologenarchivs und Honorarprofessor der Universität Freiburg, beleuchtet im zweiten Vortrag jüdische Geolog:innen im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Ausgehend von einer Behauptung des bekannten Geologen Hans Stille, dass „Juden als Geologen nichts taugen“, wird ein kurzer Blick auf ihre tatsächliche Bedeutung für die Geowissenschaften geworfen. Es folgen beispielhaft Beschreibungen von Einzelschicksalen: Ein Geologe musste als katholischer Patriot wegen eines jüdischen Großvaters emigrieren, kehrte ins nationalsozialistische Deutschland zurück und war nach dem Krieg ein erfolgreicher Hochschullehrer. Ein anderer wurde trotz Emigration von der SS in Jugoslawien verhaftet und in Buchenwald ermordet.

Weitere Informationen:

Die Veranstaltung findet via Zoom statt. Hier finden Sie die Zugangsdaten an dem Tag: https://uni-bremen.zoom.us/j/97624454456?pwd=Z2MrRWRUNUliR011Z0ZOTWpXTHRaUT09

Kenncode: 2468

Quelle Pressemeldung von  Universität Bremen