BeAware: Wenn Lebensmittel zum Problem werden

BeAware: Wenn Lebensmittel zum Problem werden
Die Studentinnen Natalie Stern, Nele Muhle und Janina Reusch (v.l.) präsentieren ihre Plakate. Bildrechte: Kampagnenteam BeAware

BeAware: Wenn Lebensmittel zum Problem werden

Anorexie, Bulimie, Binge-Eating: Immer mehr Menschen leiden unter Essstörungen. Doch wo beginnt eigentlich ungesundes Essverhalten? Und geht es immer darum, besonders dünn zu sein? Janina Reusch, Nele Muhle und Natalie Stern, die an der Hochschule Bremerhaven Digitale Medienproduktion studieren, möchten für die vielfältigen Ausprägungen von Essstörungen sensibilisieren. In ihrer kürzlich gestarteten Kampagne „BeAware“ zeigen sie Lebensmittel, die bei Betroffenen ein ungesundes Essverhalten auslösen. Unterstützt wird die Kampagne durch die Bremerhavener Dieckell Stiftung und die Techniker Krankenkasse. Weitere Informationen unter www.beaware-essstoerungen.de.

Entstanden ist „BeAware“ im Rahmen eines zweisemestrigen Medienprojekts. Die Studierenden sollten sich darin mit sozialen Themen beschäftigen und für diese öffentlichkeitswirksame Kampagnen entwickeln. Ideen hatten die drei Studentinnen viele, aber das Thema „Essstörungen“ erschien ihnen besonders wichtig. „Jede von uns hatte selbst schon Berührungspunkte damit – vor allem auf Social Media. Da wird es immer schlimmer“, sagt Nele Muhle. Besonders auf Instagram werden den Studentinnen immer wieder Posts von sehr dünnen Frauen angezeigt. Studien zufolge kann sich dies negativ auf die Selbstwahrnehmung junger Menschen auswirken. Für ihre Plakate haben die Studentinnen daher auf die Darstellung dünner Körper verzichtet. „Unsere Recherchen haben ergeben, dass auch Kampagnen, die sehr dünne Menschen zeigen, nicht immer abschreckend wirken. Sie können sogar selbst zum Auslöser von Essstörungen werden oder diese verstärken. Daher wollten wir nicht den Körper in den Vordergrund stellen, sondern die Beziehung zum Essen“, sagt Janina Reusch.

Im Mittelpunkt der Kampagne steht sogenanntes „Triggerfood“, also Lebensmittel, die bei Betroffenen ein bestimmtes, ungesundes Essverhalten auslösen. So kann ein Donut dazu führen, dass eine Person plötzlich nicht mehr aufhören kann zu essen, während eine andere auf den Genuss einer Banane verzichtet, weil diese zu viele Kalorien hat. Um darauf aufmerksam zu machen, dass Essen für manche Menschen eine tiefergehende Bedeutung hat, zeigen die Plakate solche Nahrungsmittel. „Das ist keine Sauce“ heißt es beispielsweise bei der Geschichte von Ilona, die an Bulimie leidet. Die Erfahrungsberichte, die auf den Plakaten und der Webseite der Kampagne zu lesen sind, sind zwar fiktiv, aber beruhen auf wahren Erlebnissen. Dies war den drei Studentinnen sehr wichtig. Daher starteten sie einen Aufruf über das Onlineportal ebay Kleinanzeigen, um Betroffene zu finden, die ihre Geschichten erzählen mögen. „Die Menschen, die sich gemeldet haben, waren sehr offen. Wir haben viele spannende Gespräche geführt. Die Gründe für den Ausbruch und die Ausprägungen der Essstörungen sind sehr vielfältig, aber häufig spielten familiäre Faktoren eine Rolle“, sagt Janina Reusch.

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Doch nicht nur auf die verschiedenen Typen von Essstörungen möchten die Studentinnen aufmerksam machen. „Bei unserer Recherche ist uns aufgefallen, dass Kampagnen zum Thema Essstörungen meistens Mädchen im Teenageralter zeigen. Das Thema betrifft aber mehr Leute und nicht nur Teenager. Deshalb war uns wichtig, dass wir dies auch sichtbar machen“, sagt Nele Muhle. Außerdem wollen sie nicht nur Betroffene ansprechen, sondern die gesamte Gesellschaft. Denn häufig sind es unbedachte Kommentare zum Gewicht, die eine Essstörung auslösen oder verstärken. QR-Codes auf den Plakaten, Flyern, Postkarten und Bierdeckeln führen zur Kampagnenwebseite. Dort finden Betroffene und Angehörige Informationen über Hilfsangebote und Therapieansätze. Inhaltlich wurden die Studentinnen durch das Mädchenhaus Bremen e.V. unterstützt.

Außerdem ist die Kampagne auf Instagram zu finden unter @beaware_essstoerungen.

Mit Begeisterung studieren, lehren und forschen – dafür steht die Hochschule Bremerhaven. In mehr als 20 praxisnahen und innovativen Studiengängen profitieren die rund 3.000 Studierenden von der engen Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft und modernen Lehr- und Lernansätzen. Die zahlreichen Forschungsaktivitäten der „Hochschule am Meer“ wurden bereits vielfach ausgezeichnet und unterstützen nachhaltige Entwicklungen in der Region und darüber hinaus.

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