Am (heutigen) Mittwoch haben der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und das Niedersächsische Umweltministerium die 9. Fassung der Rote Liste Brutvögel vorgestellt. Die Rote Liste Brutvögel mit Stand 2021 stellt die Gefährdungssituation der 212 in Niedersachsen und Bremen brütenden Vogelarten dar.
36 Vogelarten in Niedersachsen vom Aussterben bedroht
„36 Vogelarten sind in Niedersachsen vom Aussterben bedroht – das sind so viele wie noch nie. Insgesamt fallen 43 Prozent aller betrachteten Arten in die Gefährdungskategorien der Roten Liste Brutvögel 2021, weitere 14 Prozent stehen auf der Vorwarnliste. Das sind erschreckende Ergebnisse.”, sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies.
Hinzu kommt, dass seit Beginn der Aufzeichnungen in Niedersachsen und Bremen bereits 15 Arten ausgestorben sind. „Die neue Rote Liste dokumentiert einen ungeheuren Aderlass an heimischer Biodiversität. Das Verschwinden von Arten und der Rückgang der Individuenzahlen in unserer Landschaft haben eine neue Dimension erreicht”, kommentiert Thorsten Krüger, Autor der Studie, die Befunde.
Damit sind in Niedersachsen und Bremen nur noch 43 % der Brutvögel als ungefährdet eingestuft. Die Aufschlüsselung in der Roten Liste nach Hauptlebensraumtypen zeigt dabei, dass 15 von 20 primär im landwirtschaftlich genutzten Offenland siedelnde Arten gefährdet oder bereits ausgestorben sind. Bei dem Hauptlebensraumtyp „Sonderstandorte des Offenlands”, zu dem u.a. Moore, Heiden und Ödland gehören, sind 17 von 23 Arten in den Gefährdungskategorien der Roten Liste zu finden.
Minister Lies warnt: „Diese neue Liste zeigt, wie groß der Handlungsdruck ist. Eine ganz wichtige Säule, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, bildet dabei der Niedersächsische Weg, mit dem wir auch den Vogelschutz konsequent wie noch nie angehen – und zwar gemeinsam mit den Naturschutzverbänden und der Landwirtschaft. Das sind langfristige Projekte, die jetzt Fahrt aufnehmen und deren erste Ergebnisse sich hoffentlich bereits bei der nächsten Auflage der roten Liste widerspiegeln. Hier haben wir bereits zusätzliche 100 Mio. Euro jedes Jahr in Niedersachsen mobilisiert. Gleichzeitig brauchen wir in Deutschland insgesamt mehr Geld für den Natur- und Artenschutz. Im Rahmen der Umweltministerkonferenz haben wir bundesweit etwa eine Milliarde Euro pro Jahr gefordert. Für Niedersachsen wären das rund 100 Millionen für zusätzliche Projekte.”
Aber auch darüber hinaus werde man die Artenvielfalt in Niedersachsen erhalten und fördern, so Lies: „Unter anderem mit dem vor zwei Jahren angelaufenen und von der EU-kofinanzierten LIFE IP-Projekt „GrassBirdHabitats”, mit dem wir die nationale und internationale Biodiversitäts-Strategie in den Natura 2000-Gebieten unterstützen. Den Schutz von Vögeln gehen wir aber auch konkret vor Ort an und verbessern die Lebensräume von Uferschnepfe, Rotschenkel, dem Kiebitz und vielen weiteren gefährdeten Arten. Die Liste zeigt aber auch, dass Vogelschutz eine Frage ist, die auch internationale Antworten braucht. Vogelpopulationen, deren Brutgebiete durch die Folgen des Klimawandels zerstört oder, die auf ihren Zugwegen bejagt werden, werden sich in Niedersachsen allein nicht erholen können.”
Hintergrund
Rote Listen gefährdeter Arten werden seit 1960 von der International Union für Conservation of Nature and Natural Resources herausgegeben, in Deutschland erschienen sie erstmalig 1971. Rote Listen ermitteln und protokollieren den Gefährdungsstand von Arten und geben damit einen Einblick in den Stand der Biodiversität und möglichen Handlungsbedarf im Artenschutz. Arten, die in der Roten Liste aufgeführt sind, werden in eine von fünf Gefährdungs-Kategorien unterteilt: Kategorie 0 (Ausgestorben), Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht), Kategorie 2 (stark gefährdet), Kategorie 3 (gefährdet) und Kategorie R (extrem selten).
Die Rote Liste umfasst 68 Seiten und ist gedruckt erhältlich gegen Rechnung (4,- € zzgl. Versandkostenpauschale) beim NLWKN:
veroeffentlichungen@nlwkn.niedersachsen.de, Tel.: 0511 / 3034-3305
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sowie als PDF zum Download: www.nlwkn.niedersachsen.de/download/183168
Quelle: Pressemitteilung NLWKN Niedersachsen