Eine schönere Würdigung könnte es kaum geben zum zehnjährigen Bestehen: „rent a teacherman“ hat den Bremer Diversity Preis „Der Bunte Schlüssel – Vielfalt gestalten!“ erhalten. Das Projekt von Dr. Christoph Fantini der Universität Bremen und der Senatorin für Kinder und Bildung vermittelt seit 10 Jahren männliche Lehramtsstudierende an Grundschulen, in denen es keine, oder nur einzelne männliche Lehrkräfte gibt. Dadurch sollen Stereotype aufgeweicht werden und Jungen sowie Mädchen vielfältigere Rollenvorbilder erhalten.
Die Auszeichnung wurde am Dienstagabend, 31. Mai 2022, in der Bremischen Bürgerschaft verliehen. Neben dem Uni-Projekt erhielt noch Radio Bremen für das junge Programm Bremen NEXT den Preis. Der Förderpreis ging an den Verein Inklusive WG Bremen e.V., der Unternehmer Bülent Uzuner wurde als Diversity Persönlichkeit 2021 geehrt. Alle Preisträger:innen erhielten eine Urkunde, ein Siegel und eine Bronzeskulptur der Künstlerin Gisela Eufe. Die Hauptpreisträger:innen bekamen zusätzlich einen Diversity Image Film. Der Förderpreis erhält ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro.
Konrektorin: „Das Projekt unterstützt junge Menschen bei ihrer Identitätsfindung“
„Dieser besondere Preis löst große Freude in mir aus“, sagt Projektleiter Dr. Christoph Fantini vom Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Bremen. Bewegend sei „der Mut und die Weisheit“ der stark besetzten Jury. „Sie erkennt an, dass es uns mit unseren geschulten contra-stereotypen Rolemodels um Diversität und Chancengerechtigkeit geht“, so Fantini.
„Das Projekt „rent a teacherman“ unterstützt junge Menschen bei ihrer Identitätsfindung, jenseits von tradierten Geschlechterrollen. Ich freue mich sehr, dass Dr. Christoph Fantini für sein gesellschaftlich so wichtiges Engagement nun mit dem Bremer Diversity Preis ausgezeichnet wurde“, sagt Eva-Maria Feichtner, Konrektorin für Internationalität und Diversität an der Universität Bremen.
Bremens Senatorin für Kinder und Bildung, Sascha Karolin Aulepp: „Kinder erleben in der Kita und in der Grundschule selten männliche Beschäftigte und nehmen deshalb mit, dass Erziehung und Lehrberufe keine Aufgaben für Männer seien. Es ist wichtig, diese Reproduktion von Geschlechterrollen aufzubrechen. Nicht nur für Jungen sind männliche Ansprechpartner in der Schule wichtig. Aber es gibt Fragen, die sich besser mit einer gleichgeschlechtlichen Lehrkraft besprechen lassen. All das wird im Projekt „rent a teacherman“ hervorragend an mehr als 20 Bremer Schulen umgesetzt. Toll, dass dieses wertvolle Engagement jetzt mit dem Bremer Diversity Preis geehrt wird.“
10 Jahre „rent a teacherman“: „Ich hätte nie erwartet, dass das so einschlägt.“
Das Projekt „rent a teacherman“ der Universität Bremen gibt es seit 10 Jahren. Es unterstützt Grundschulen in Bremen und Bremerhaven, in denen es zu wenige männliche Fachkräfte gibt. Seitdem arbeiten Lehramtsstudenten – zurzeit sind es 20 – als pädagogische Assistenten in Grundschulen. Die „teachermen“ erhalten für ihre Einsätze ein Honorar. Vorbereitet und begleitet werden sie dafür durch erziehungswissenschaftliche Veranstaltungen der Universität Bremen, ab dem kommenden Schuljahr zudem noch durch professionelle Supervision.
„Die komplette Abwesenheit von Männern wirkt nicht nur für Jungen und Mädchen extrem stereotypisierend in Bezug auf die eigentlich gewünschte Vielfalt von Geschlechtsrollenmodellen“, sagt er. „Es fehlen auch vor allem für Jungen männliche Ansprechpartner in Situationen, in denen sie sich nicht so gerne an eine Frau wenden wollen beziehungsweise einfach den Wunsch nach einem Gegenüber des gleichen Geschlechts haben.“ Dass grundsätzlich weibliche Ansprechpartnerinnen für Mädchen vorzuhalten seien, wie etwa auf Klassenfahrten, sei längst selbstverständlich. „Für Jungen ist die Situation anders.“
Bundesweite Anerkennung
Das Projekt hat schon einiges bewegt: Waren es zu Beginn im Land Bremen noch 19 Grundschulen von knapp 80 ohne eine einzige männliche Lehrkraft, sind es heute nur noch 9. „Hier hat sich eine Menge getan in den vergangenen Jahren“, so Christoph Fantini. „Ich hätte nie erwartet, dass das so einschlägt.“ Viele der ehemaligen Mitarbeiter würden jetzt nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung in den Schulen, in denen sie für das Projekt tätig waren, fest als Lehrer arbeiten. Sein Eindruck sei, dass sich bei den Schulleitungen das Bewusstsein entwickelt habe darauf zu achten, Vielfalt in ihr Personal zu bekommen. „Quasi als Teil von `Diversity-Pädagogik`“, so der Projektleiter.
Auch bundesweit erhielt „rent a teacherman“ Anerkennung: 2015 vergab der Council of Europe das Prädikat „good practice for gender equality in education in germany”. Das Projekt ist seit Ende 2021 auf weiterführende Schulen erweitert worden und könnte ohne Probleme auch bundesweit ausgeweitet werden, so der Projektleiter.
Über den Bremer Diversity Preis
Die Auszeichnung „Der Bunte Schlüssel – Vielfalt gestalten!“ richtet sich an Firmen, öffentliche Einrichtungen und Projekte, die durch gezielte Maßnahmen Vielfalt gestalten und fördern, für Chancengleichheit sowie Antidiskriminierung eintreten und die positive Wirkung von Diversity nach außen tragen. Seit 2010 wird der Diversity Preis vom Zentrum für Interkulturelles Management & Diversity der Hochschule Bremen (HSB) in enger Kooperation mit dem Mercedes-Benz Werk Bremen und elf weiteren Trägern verliehen. Schirmherr ist Bremens Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte.
Der Diversity Preis ist einzigartig im deutschsprachigen Raum und macht deutlich, wie offen, tolerant und vielfältig die Stadt Bremen ist. Eine Jury aus Expert:innen, best practice-Vorbildern und Diversity Verbundenen hat aus sieben Bewerbungen die Preisträger:innen 2021 ausgewählt.
Weitere Informationen:
http://www.maenner-in-die-grundschule.de
http://www.diversity-preis-bremen.de
Fragen beantworten:
Dr. Christoph Fantini
Projektleitung „rent a teacherman“
Fachbereich 12 – Erziehungs- und Bildungswissenschaften
Universität Bremen
E-Mail: cfantini@uni-bremen.de
Christel Fangmann
Bremer Diversity Preis (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Telefon +49 179 1004080
E-Mail: veranstaltungen@christel-fangmann.eu
Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung der Universität Bremen und der Senatorin für Kinder und Bildung