Grünkohl-Sondervermögen und Neun-Kilo-Ticket
Oldenburg/Berlin. Christian Lindner ist seit etwas über einem Jahr Bundesfinanzminister der Ampel-Koalition und hat in dieser kurzen Zeit historische Umbrüche erlebt. Seit Montagabend hat er nun ein Amt dazugewonnen, das ein wenig Leichtigkeit in den politischen Alltag zurückbringt: Der 44-Jährige wurde beim „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ in Berlin zur neuen Grünkohlmajestät der Stadt Oldenburg gekürt. Seine Vorgängerin, Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey, Oberbürgermeister Jürgen Krogmann und der Schirmherr der Veranstaltung, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, übergaben ihm die Insignien der Macht.
Rund 250 Gäste in Berlin
Die 64. Auflage der Traditionsveranstaltung fand – nach zweijähriger Pandemie-Pause – wie gewohnt in der Vertretung des Landes Niedersachsen statt. Rund 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und öffentlichem Leben sorgten für einen vollen Saal. Mit großem Interesse verfolgten sie Franziska Giffeys Abschiedsworte und Christian Lindners Antrittsrede. Zuvor hatten Krogmann und Weil mit ihren humorigen Ansprachen auf den „Machtwechsel“ eingestimmt.
Perle im Hauptstadt-Einerlei
Als „Perle im Hauptstadt-Einerlei“ bezeichnete Oberbürgermeister Krogmann das „Gröönkohl-Äten“. Der scheidenden Kohlkönigin bescheinigte er, ihr Amt mit „viel Herzblut“ ausgefüllt zu haben. In der Verbindung zwischen Oldenburg und der neuen Majestät, Christian Lindner, sah Krogmann viel Potential: „Geld zu besorgen, wo eigentlich keines ist – das bewundern wir. Vielleicht haben Sie ja auch Ideen für ein Sondervermögen für Oldenburg, vielleicht für ein klitzekleines Fußballstadion“, fragte Krogmann den Bundesfinanzminister augenzwinkernd. Lindner nahm diesen Ball gerne auf: Auch er regte die Bildung eines Grünkohl-Sondervermögens an, um bedingungsloses Grünkohl-Einkommen zu finanzieren. Außerdem hat der neue Regent zwei weitere Vorschläge auf der Agenda, um den Grünkohl-Konsum zu stärken: ein Neun-Kilo-Ticket und die Grünkohl-Aufnahme in die Liste Mehrwertsteuer-ermäßigter Gemüse.
Kurfürsten-Kollegium wählt Lindner
Auf Christian Lindner hatte sich das Kurfürsten-Kollegium unter dem Vorsitz von Comedian Dietmar Wischmeyer alias „Günther, der Treckerfahrer“ nach kurzer Beratung verständigt. In der Findungskommission waren Ministerpräsident Stephan Weil sowie die Sponsoren-Vertreter Stefan Dohler (EWE), Michael Thanheiser (LzO), Jürgen Müllender (Öffentliche), Marc Ampaw (OLB), Thomas Mehls (CEWE) und Tim Junghans (Nord/LB) an der Entscheidung beteiligt. Dietmar Wischmeyer hielt, gewohnt scharfzüngig, die Proklamationsrede auf die neue Majestät. „Ein Mann sollte es schon sein nach drei Jahren Giffey und einem Jahr Habeck“, nannte Wischmeyer ein Auswahlkriterium des Kollegiums.
Inthronisierung im BER-Tempo
Christian Lindner nahm die Königswürde mit großer Dankbarkeit entgegen – allerdings, „wie es für die Hauptstadt üblich ist“, so der neue Kohlkönig in Anspielung auf die fortgeschrittene Zeit am Montagabend, „mit Verspätung“. In Norddeutschland gelte Tempo LNG, in Berlin eben nur Tempo BER, stellte Lindner fest.
Quadriga mit Oldenburger Pferden
Amtsvorgängerin Franziska Giffey verteidigte „ihre“ Stadt: „Berlin ist besser als sein Ruf.“ Giffey betonte, es sei ihr eine große Ehre und Freude gewesen, das Amt als Grünkohlkönigin auszufüllen. „Oldenburg ist mir unglaublich ans Herz gewachsen.“ Dass die Verbindung zwischen Berlin und Oldenburg schon lange besteht, liegt für Giffey auf der Hand: Schließlich ziehen Alt-Oldenburger Pferde die Quadriga auf dem Brandenburger Tor. „Die Quadriga mit Oldenburger Pferden ist ein echtes Friedenssymbol“, betonte Giffey.
Grünkohl mit und ohne Fleisch
Dass neben dem klassischen Angebot – 200 Kilogramm Kohl, 60 Kilogramm Fleischpinkel, 50 Kilogramm Kochmettwurst, 38 Kilogramm geräucherter Speck und 95 Kilogramm Kasseler-Kotelett ohne Knochen – erstmals auch vegane Pinkel eigens aus Oldenburg in die Bundeshauptstadt gebracht wurden, um den Gästen einen unverwechselbar norddeutschen Abend zu bereiten, griff auch Dietmar Wischmeyer in seiner Rolle als „Günther, der Treckerfahrer“ auf: „Wer vegan bestellt hat, kommt auf eine schwarze Liste und wird nächstes Jahr nicht mehr eingeladen“, unkte Wischmeyer. Bier und Korn, Letzterer nach Oldenburger Tradition aus einem Löffel getrunken, sorgten dafür, dass – mit oder ohne Fleisch – die deftigen Speisen nicht zu schwer im Magen lagen.
Lindner kommt zum Kramermarkt
Vielmehr kann Grünkohl Politikerinnen und Politikern sogar Flügel verleihen: Einige von Christian Lindners Vorgängerinnen und Vorgängern im Amt – nämlich Helmut Kohl, Gerhard Schröder und Angela Merkel – trug die Königswürde sogar bis ins Kanzleramt. Den Bundesfinanzminister wird sie zunächst einmal nach Oldenburg führen. Denn mit der Regentschaft verbunden ist die Maßgabe, in diesem Jahr wenigstens einmal die Kohltour-Hauptstadt und das Kohlvolk zu besuchen. Christian Lindner ließ sich nicht lange bitten und kündigte sich bereits zum Kramermarkt-Auftakt am 30. September an. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann vernahm‘s mit Wohlwollen: „Das wird ein tolles Jahr.“
Die besten Sprüche des Abends
„Ich war schon mal Ritter wider den tierischen Ernst in Aachen. Das war nur ein Testlauf für die Krönung als Grünkohlkönig in Oldenburg.“
Bundesfinanzminister Christian Lindner nach seiner Wahl zur Kohlmajestät
„Sie müssen die Pinkel nicht durch die Maske schieben. Und getestet wird allenfalls auf Alkohol auf dem Weg nach Hause, falls die Berliner Polizei das Testgerät findet.“
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann über das Ende der Corona-Einschränkungen
„Dass Sie hier im Kalten sitzen, ist Robert Habecks eiskalte Rache.“
Christian Lindner über die „Häme“, die seinem „Kabinettsfreund“ Robert Habeck nach dessen Inthronisierung als Grünkohlkönig entgegengeschlagen war
„Sie ist seit 2021 resignierende Bürgermeisterin von Berlin.“
Kurfürst Dietmar Wischmeyer über Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey
„Bei anderen vor der Haustür viel Luft verblasen und zuhause kein einziges Windrad hinbekommen.“
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann erklärt den Begriff „Södern“ mit Blick auf den bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder
„170.000 Einwohner sind ein halber Berliner Bezirk.“
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey über den Größenvergleich Oldenburg-Berlin
„Endlich habe ich meinem Chef etwas voraus. Er war schon Finanzminister und hat vor mir eine Hamburgerin geheiratet.“
Der neue Kohlkönig Christian Lindner über Bundeskanzler Olaf Scholz
„Wir waren kurz davor, Franziska I. auf Lebenszeit zur Kohlkönigin zu ernennen, bevor sie sonst nichts mehr hat.“
Kurfürst Dietmar Wischmeyer über den ungewissen Berliner Wahlausgang
„Du würdest zu gerne Grünkohlkaiser werden. Ein paar Unterschriften für die Zukunft der European Medical School an den passenden Stellen – dann könnte das Kurfürsten-Kollegium schwach werden.“
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann über die Ambitionen von Ministerpräsident Stephan Weil
„Meine Frau hat einen Hannoveraner. Er hat vier Hufe und keine Eier – da möchten Sie nicht tauschen, Herr Weil.“
Christian Lindner über die Pferdeleidenschaft seiner Frau
„Wer Führung bei Ihnen bestellt, bekommt sie auch.“
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann über die neue Kohlmajestät Christian Lindner
„Ich hoffe auf eine Dienstreise nach Australien, um zu lernen, wie man mit leeren Beuteln große Sprünge macht.“
Christian Lindner über sein Amt als Finanzminister
„FDP ist, wenn das Jever-Pils mehr Prozente hat als Du.“
FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner über bescheidene Wahlergebnisse seiner Partei
Quelle Pressemeldung von Stadt Oldenburg