Mehr als vier Jahrzehnte lang war die Metro an der Achternstraße ein Ort, an dem Subkultur gelebt wurde, Generationen zusammenkamen und Nächte zu Erinnerungen wurden. Nun ist klar: Die Türen bleiben für immer geschlossen. Ein Rohrbruch, wirtschaftliche Probleme und ein laufendes Insolvenzverfahren beenden die Geschichte eines der prägendsten Clubs der Region.
Dieser Artikel zeichnet die Entwicklung des Clubs nach – von den frühen 1980er-Jahren bis zur endgültigen Schließung – und zeigt, warum der Verlust für Oldenburg mehr bedeutet als das Aus einer Diskothek.
Ein Blick zurück – Wie alles begann (ab 1983)
Die Metro wurde 1983 gegründet, in einer Zeit, in der sich in vielen Städten kleine, alternative Clubs formierten. Während große Diskotheken auf Mainstream-Hits und breite Massen setzten, war die Metro von Anfang an ein Gegenentwurf: roh, nahbar, musikalisch eigenständig.
Die Räume im Souterrain an der Achternstraße entwickelten sich schnell zum Rückzugsort für Menschen, die Neues suchten – musikalisch wie kulturell. Der Club war berühmt für seine Mischung aus New Wave, Gothic, Indie und später auch Techno und elektronischer Musik. Er bot eine Nische, die Oldenburg in dieser Form kaum ein zweites Mal kannte.
Die Metro war dabei nie nur Veranstaltungsort – sie war Treffpunkt, Wohnzimmer und kulturelles Labor. Für viele Jugendliche der 80er, 90er und 2000er wurde sie ein Ort des ersten Abends ohne Eltern, der ersten Konzerte, neuer Freundschaften und Zugehörigkeit.
Die Metro als kulturelles Zentrum
Über die Jahrzehnte wuchs der Club zu einem festen Bestandteil der Oldenburger Kulturszene heran. Live-Konzerte kleiner Bands standen ebenso auf dem Programm wie thematische Partys, Kunstaktionen oder solidarische Veranstaltungen. Die drei Ebenen – der legendäre Keller, die Bar und Bereiche für Konzerte – prägten eine Atmosphäre, die zugleich experimentell und vertraut blieb.
Viele Gäste beschreiben die Metro rückblickend als ein Soziotop, in dem Menschen verschiedenster Schichten zusammenkamen: Studierende, Künstler, Arbeiter, Clubgänger der Ersten Stunde, neugierige Neulinge. Der Club war eine verblüffend konstante Größe, obwohl sich Generationen am Tresen und auf der Tanzfläche ablösten.
Herausforderungen und Wendepunkte
Ab den 2010er-Jahren wurde der Betrieb zunehmend schwieriger. Mehrere Faktoren spielten hinein:
- steigende Betriebskosten und Modernisierungsbedarf,
- rückläufige Besucherzahlen, ein Trend, der deutschlandweit viele Clubs traf,
- Personalmangel und organisatorische Herausforderungen,
- Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die der Clubszene enorme Schäden zufügte.
Trotz Solidaritätsaktionen, Jubiläumsfeiern und verschiedener Initiativen blieb die wirtschaftliche Lage angespannt. Zum 40-jährigen Bestehen im Jahr 2023 wurde bereits deutlich, dass der Club mit strukturellen Schwierigkeiten kämpfte – wenngleich man damals noch hoffte, die Metro könne sich stabilisieren.
Der entscheidende Rückschlag kam schließlich mit einem massiven Rohrbruch, der den Betrieb unmöglich machte und erhebliche Kosten verursachte. Das folgende Insolvenzverfahren ließ wenig Spielraum für Rettungsversuche. Anfang Dezember 2025 wurde öffentlich bestätigt: Die Metro schließt endgültig.
Reaktionen aus der Gemeinschaft
In den sozialen Medien war die Anteilnahme überwältigend. Hunderte Kommentare, Erinnerungen und Fotos erschienen unter den Posts zur Schließung.
Wiederkehrende Aussagen waren:
„Hier haben wir uns zu Hause gefühlt – so etwas gibt es kein zweites Mal.“
„Ein Stück Oldenburger Geschichte geht verloren.“
„Die Metro war ein Ort, der anders war – und genau deshalb so wichtig.“
Viele würdigen die Metro als letzten verbliebenen Raum einer unkommerziellen Subkultur im Zentrum Oldenburgs. Für einige war sie ein Ort der Jugend, für andere eine Konstante im Erwachsenenleben. Zahlreiche ehemalige Gäste berichten, dass sie hier Freundschaften, Beziehungen oder sogar berufliche Wege begründeten.
Was der Verlust für Oldenburg bedeutet
Mit der Schließung verliert die Stadt nicht nur eine Kultstätte des Nachtlebens, sondern auch ein Stück kultureller Identität. Die Metro war ein Raum, der über Jahrzehnte Unangepasstes zuließ und förderte – etwas, das in vielen Innenstädten rar geworden ist.
Deutschlandweit kämpfen Clubs mit hohen Energiepreisen, strengen Auflagen und veränderten Freizeitgewohnheiten. Insofern steht das Schicksal der Metro exemplarisch für eine ganze Branche. Doch in Oldenburg wiegt der Verlust besonders schwer: Die Metro war ein Unikat.
Ein Schlusskapitel – aber kein vergessener Ort
Auch wenn die Lichter nun ausgegangen sind, bleibt die Metro in der Erinnerung vieler Menschen lebendig. Ihre Geschichte ist eng verwoben mit vier Jahrzehnten Musik- und Jugendkultur in Oldenburg.
Der Club mag physisch verschwinden – seine Bedeutung aber bleibt. Vielleicht bildet sich eines Tages ein neuer Ort, der diese Tradition fortführt. Sicher ist jedoch: Die Metro hat Spuren hinterlassen, die weit über die Achternstraße hinausreichen.