Akademischer Jahresempfang der Hochschule Bremerhaven macht Zukunft der Fachhochschulen zum Thema

Akademischer Jahresempfang der Hochschule Bremerhaven macht Zukunft der Fachhochschulen zum Thema
Bild von Guido Reimann auf Pixabay

Akademischer Jahresempfang der Hochschule Bremerhaven macht Zukunft der Fachhochschulen zum Thema

Anwendungsorientierte Lehre und Forschung sind die traditionellen Aufgaben von Fachhochschulen. Doch die Forderungen von Studierenden, Wirtschaft und Gesellschaft, was darüber hinaus zu leisten ist, haben sich verändert. Wie werden Hochschulen ihren verschiedenen Interessensgruppen gerecht? Was müssen sie bieten, um ihre Daseinsberechtigung nicht zu verlieren? Und wie können sie mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen umgehen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der diesjährige Akademische Jahresempfang der Hochschule Bremerhaven unter dem Motto „Die Zukunft der Fachhochschulen – Back to Basics?“. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung auch in diesem Jahr gemeinsam von der Hochschule Bremerhaven und dem Verein zur Förderung der Hochschule Bremerhaven e.V..

Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Alexis Papathanassis verglich in seiner Begrüßungsrede die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen mit der griechischen Sage von Belleophon, der die Chimäre besiegen sollte. Statt sich dem monströsen Wesen direkt im Kampf zu stellen, holte er sich zunächst den Rat des Sehers Polyeidos ein. Dieser verhalf dem Helden zu strategischer Weitsicht und einer innovativen Kampftechnik, die schließlich zum Sieg führte. Die Hochschulen seien derzeit mit einer Chimäre an finanziellen und demografischen Herausforderungen sowie Erwartungen bezüglich der Entwicklung technologischer und ökologischer Lösungen konfrontiert, die ebenfalls nur mit Weitsicht und Reflexion zu meistern seien. „Wir müssen unseren Blick auf die Zukunft richten und unsere langfristigen Ziele im Auge behalten, während wir durch die Komplexitäten der Gegenwart navigieren. Der erste Schritt besteht darin, kritisch zu reflektieren und herauszufiltern, was in unserem dynamischen Umfeld und mit Blick auf seine Zukunft zählt und wichtig ist. Wie Bellerophon müssen auch wir uns die Zeit nehmen, unsere aktuellen Ansätze zu bewerten, unsere Annahmen zu hinterfragen und die langfristigen Tragweiten unserer Handlungen zu bedenken. So können wir sicherstellen, dass unsere Bestrebungen nicht nur reaktiv sind, sondern von einer klaren Vision der Zukunft geleitet werden, die wir gestalten wollen“, so Prof. Papathanassis.

Siehe auch  Wasserstoff – das Wundermittel der Energiewende?

Im Namen des Fördervereins begrüßte Prof. Dr. Ulrich Sander und blickte zurück auf die Entstehung der Fachhochschulen in Deutschland. Es sei der Wunsch nach Akademisierung seitens der Studierenden gewesen, der 1968 die ersten Ingenieursschulen zu Hochschulen machte. Die 1975 gegründete Hochschule Bremerhaven habe zunächst immer wieder um ihren Erhalt kämpfen müssen. Dies sei auch der Grund für die Gründung des Fördervereins gewesen, der sich mit Protesten erfolgreich für seine Hochschule eingesetzt hat. Heute gehe es darum, die Zukunft in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Für die Umstrukturierung bestehender und Schaffung neuer Studiengänge dankte Prof. Sander dem Rektor. „Es geht nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Aber defekte und alte Speichen müssen durch neue und leistungsfähigere ersetzt werden. Und das macht die Hochschule Bremerhaven“, so sein Fazit.

Die Aufgaben der Hochschulen haben sich seit ihrer Entstehung erweitert, wie Moderator Prof. Dr. Michael Vogel zur Einstimmung in die Diskussionsrunde erklärte. Neben Lehre und Forschung gehören längst auch Bereiche wie das Qualitätsmanagement, Marketing und Wissenschaftskommunikation, digitale Souveränität, Diversität, Third Mission, Nachhaltigkeit und viele weitere dazu. Sie soll durch die Studierenden zur Verjüngung der Stadt beitragen und in der Region vernetzt sein. Aber was braucht es, damit eine Hochschule nicht ihre Daseinsberechtigung verliert? Was sind die „Basics“ heute – und wie haben sie sich im Vergleich zu früher verändert? Diese Fragen diskutierten die Gäste des Akademischen Jahresempfangs im Fishbowl-Format. Jede:r war eingeladen, Platz auf dem Podium zu nehmen und die eigene Sichtweise zu teilen.

Dass eine gute und praxisnahe Lehre weiterhin eine zentrale Aufgabe der Hochschule sein muss, darin waren sich grundsätzlich alle einig. Über das, was darüber hinaus zu leisten ist, wurde zum Teil kontrovers diskutiert. Denn die Lage an den Hochschulen habe sich geändert. Längst sei die Studierendenschaft heterogener und die Anforderungen, was sie für das Berufsleben mitbringen müssen, gehe über das reine Fachwissen hinaus. Eine Hochschule habe auch einen gesellschaftspolitischen Bildungsauftrag und trage zur Persönlichkeitsentwicklung ihrer Studierenden bei. Besonders der Austausch in Gruppenarbeiten führe dazu, dass diese sich mit unterschiedlichen Meinungen auseinandersetzen und ihre eigene reflektieren müssen. Auch die Praxis rücke immer weiter in den Fokus der Lehre und führe früh zur Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft. Unternehmen auf der Suche nach gut ausgebildetem Nachwuchs bieten regelmäßig Studierenden bereits vor ihrem Abschluss einen Arbeitsplatz an. Wird das Bachelor- oder Masterzeugnis aufgrund des Fachkräftemangels irgendwann weniger wichtig sein? Dazu bestand unter den Diskussionsteilnehmenden keine einheitliche Meinung.

Siehe auch  Hochschule Bremerhaven lädt zum informativen Campusspaziergang

Für den Standort Bremerhaven wünschten sich die Teilnehmenden einzigartige Studiengänge mit Orientierung am Bedarf der regionalen Wirtschaft. Darüber hinaus würden zusätzliche Angebote wie ein Teilzeitstudium, Weiterbildungsmöglichkeiten und weitere duale Studiengänge auf die veränderten Lebenswirklichkeiten potenzieller Studierender eingehen. Es gehe darum, sich neuen Themen zuzuwenden und Altes weiterzuentwickeln. Außerdem müsse sich mehr herumsprechen, dass die Lehrenden sich um ihre Studierenden kümmern und sie auch bei Unsicherheiten und Problemen unterstützen. Das sei eine Besonderheit der Hochschule, die weiterhin bestrebt sein müsse, Studierenden eine Heimat zu geben und ein Bildungserlebnis zu bieten.

Über die Aufgaben von Hochschulen und darüber, ob diese anders mit ihren Studierenden umgehen müssen als noch vor einigen Jahren, konnte nicht nur während der Fishbowldiskussion, sondern auch während des anschließenden Get Togethers gesprochen werden. Dort hatten die Teilnehmenden außerdem die Möglichkeit, sich bei der „Platzspenderkampagne“ gegen eine Spende mit einer Namensplakette auf einem der Stühle des Veranstaltungsraums zu verewigen.

Mit Begeisterung studieren, lehren und forschen – dafür steht die Hochschule Bremerhaven. In mehr als 20 praxisnahen und innovativen Studiengängen profitieren die rund 3.000 Studierenden von der engen Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft und modernen Lehr- und Lernansätzen. Die zahlreichen Forschungsaktivitäten der „Hochschule am Meer“ wurden bereits vielfach ausgezeichnet und unterstützen nachhaltige Entwicklungen in der Region und darüber hinaus.

Pressemitteilung von Hochschule Bremerhaven