Forschung für die Praxis: Erster Transferpreis der Universität Bremen verliehen
Die Universität Bremen hat zum ersten Mal einen Transferpreis verliehen. Der Preis ging an das Projekt „DENCAI – DENgue CAse Investigation“ des Informatikers Dr. Thomas Barkowsky. Er entwickelte mit Studierenden gemeinsam mit der Mahidol University in Bangkok eine Software für die Untersuchung und Bekämpfung von Dengue-Infektionsausbrüchen. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert und wurde am Dienstag, 22. Oktober 2024 verliehen.
Mit dem Transferpreis möchte die Universität Bremen herausragende Projekte würdigen, die die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft mit der Wissenschaft stärken, indem sie zum Beispiel Lerninhalte in der Praxis anwenden oder Forschungsergebnisse in die außeruniversitäre Praxis übertragen. Von den insgesamt 31 Bewerbungen aus allen Fachbereichen der Universität kamen zehn in die engere Auswahl.
Das Projekt DENCAI hat ein hochaktuelles und gesellschaftlich relevantes Thema. Eine Dengue-Diagnose erfordert eine umgehende Untersuchung von Ort und Umständen, um zum Beispiel vorhandene Mückenpopulationen sofort zu bekämpfen. Hier setzt das jetzt ausgezeichnete Projekt an: In Kooperation mit Partnern an der Mahidol University in Bangkok hat DENCAI eine Software für die Untersuchung und Bekämpfung von Dengue-Infektionsausbrüchen entwickelt.
Die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen Kathrin Moosdorf: „Der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse ermöglicht es, dass dieses Wissen Wirkung entfaltet. So steht es in der Transferstrategie der Universität Bremen. Das Projekt DENCAI setzt dieses Strategie vorbildlich um. Mit der DENCAI-Software können die Menschen vor Ort aktiv etwas gegen die Ausbreitung der Dengue-Infektion tun. Ich freue mich, dass die Universität den Transferpreis nun regelmäßig vergibt, um solche Lösungsansätze in den Fokus zu rücken. Und ich bedanke mich bei der Wolfgang-Ritter Stiftung und der Sparkasse Bremen für die finanzielle Unterstützung dieses wichtigen Preises.“
Professorin Jutta Günther, Rektorin der Universität Bremen, betonte, wie wichtig der Transfer für die Entwicklung der Gesellschaft ist: „Ein Wissens- und Technologietransfer aus der Universität heraus ist enorm wichtig für innovative Entwicklungen und Anwendungen in der Praxis. Dies gilt sowohl für technische als auch für soziale und kulturelle Entwicklungen. All diese Bereiche haben für die Transferarbeit der Universität Bremen eine große Bedeutung. Ich freue mich, dass wir mit der Verleihung des Transferpreises diese Bedeutung auch nach außen noch sichtbarer machen können.“
Professor Michal Kucera, Konrektor für Forschung und Transfer, gratulierte dem Preisträger: „Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist schon heute vom Denguefieber bedroht. Und mit dem fortschreitenden Klimawandel breitet sich diese gefährliche Infektionskrankheit auch in gemäßigten Breiten immer weiter aus. Lösungen wie DENCAI werden daher dringend benötigt.“
Der Konrektor bedankte sich bei allen Bewerber:innen: „Die Entscheidung istder Jury nicht leichtgefallen, weil wir viele hochkarätige Bewerbungen erhalten haben. Die eingereichten Projekte von der Germanistik bis zur Biochemie haben auf beeindruckende Weise gezeigt, wie vielfältig und kreativ Transfer gestaltet werden kann. Sie alle leisten einen Beitrag zur Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung, die zum Leitprinzip unserer Universität Bremen gehört.“
Software für Untersuchung und Bekämpfung von Dengue-Infektionsausbrüchen
Die ausgezeichnete Software verbessert und beschleunigt die Bekämpfung von Dengue-Infektionsausbrüchen und potentiellen Infektionsherden. Durch die Software wird die Organisation solcher Maßnahmen stark beschleunigt. Sie besteht aus einer Web- und einer Smartphone-App und wird von Mitarbeitenden des thailändischen Public Health Systems auf unterschiedlichen Organisationsebenen genutzt, wo sie die Untersuchung von Dengue-Infektionen deutlich vereinfacht und beschleunigt. Dabei werden gleichzeitig digital auswertbare Daten gesammelt.
Besonders beeindruckt hat die Jury, dass das Projekt maßgeblich von Studierenden getragen wird. Die Software wurde von Studierenden der Informatik der Universitäten Bremen und Mahidol entwickelt.
Direkter Nutzen für die Gesellschaft
Die ausgezeichnete Software wurde bereits praktisch angewendet. Während der Dengue-Saison 2023 kam sie in einer mehrmonatigen Pilotphase erfolgreich zum Einsatz. Derzeit wird DENCAI weiter verfeinert und das Team arbeitet daran, die Software auch über die Grenzen von Thailand hinaus bekannt zu machen, sodass künftig möglichst viele Menschen davon profitieren können.
Podiumsdiskussion zum Zukunftsthema Wasserstoff
Wie wichtig der Transfer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ist, wurde auch im Rahmen der Preisverleihung auf der Podiumsdiskussion deutlich. Vertreter des hyBit-Projektes um den Wissenschaftler Dr. Torben Stührmann diskutierten über das Thema Energie- und Wasserstofftransformation im Lebens- und Wirtschaftsraum Bremen. Das hyBit-Projekt entwickelt eine digitale Transformationsplattform, um Energie-Transformationspfade und -potentiale Bremens rund um Wasserstoff in den Bereichen Industrie, Logistik und Stadtteilentwicklung zusammenzuführen.
Das Thema Wasserstoff zeige anschaulich, wie effektiver Transfer aussehe, so Jutta Günther: „Im Fokus steht der Bremer Industriehafen, besonders das Stahlwerk von ArcelorMittal, das mit einem Ausstoß von rund sechs Millionen Tonnen Kohlestoffdioxid aktuell noch der größte Emittent unserer Region ist. Das Projekt hyBit ist also höchst anwendungsorientiert und leistet einen konkreten Beitrag zur Transformation unserer Stadtgesellschaft.“
Die Rektorin dankte der Wolfgang-Ritter-Stiftung und der Sparkasse Bremen für die finanzielle Unterstützung.
Pressemitteilung von: Universität Bremen