Die heilige Johanna der Schlachthöfe

Die heilige Johanna der Schlachthöfe

Die heilige Johanna der Schlachthöfe

von Bertolt Brecht / „Betrachten Sie doch einmal den Dienst am Nächsten als Dienst am Kunden! Dann werden Sie das Neue Testament gleich verstehen und wie grundmodern das ist, auch heute noch. Service! Was heißt denn Service anderes als Nächstenliebe?“ / Regie Alize Zandwijk / Premiere am 9. September 2022 im Kleinen Haus

Eigentlich ist von Beginn an klar, dass man diesen Teufelskreis nicht durchbrechen kann: Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ spielt im Chicago Anfang des 20. Jahrhunderts auf einer Viehbörse. Zwischen der streikenden Arbeiterschaft und dem gierigen Managertum steht Johanna, die zunächst mit christlichen Prinzipien zu vermitteln versucht, selbst zur Gottesleugnerin und zur Klassenkämpferin wird und allein doch nichts ändern kann.

Im Theater Bremen holt Alize Zandwijk Brechts Stück auf die Bühne im Kleinen Haus und spitzt es dort auf einen Kampf der Titanen zu: Johanna, gespielt von Shirin Eissa, die gerade erst den Kurt-Hübner-Nachwuchspreis gewonnen hat, steht einem Mauler gegenüber, der von der Kurt-Hübner-Preisträgerin 2016, Nadine Geyersbach, gespielt wird. Während Mauler unterstützt wird durch eine kapitalistische Männerbande (Guido Gallmann, Christian Freund, Denis Geyersbach und, neu im Ensemble, Levin Hofmann), steht Johanna ganz allein da. Denn die bei Brecht nur holzschnittartig gezeichneten Arbeiter:innen sind bei Zandwijk als Puppen auf der Bühne (Puppenbau Nadine und Denis Geyersbach).

„Nicht zuletzt Fridays-for-Future zeigt uns, dass junge Frauen oft allein an der Spitze einer Bewegung stehen, aber nicht zuletzt Brecht macht deutlich, wie ein Individuum daran zerbricht“, sagt Anne Sophie Domenz, die bei der Bremer Inszenierung nicht nur das Kostümbild, sondern auch Teile der Dramaturgie verantwortet. „Es kann aber nicht sein, dass wir immer wieder unsere Verantwortung an ein Individuum abgeben, wir müssen Banden bilden, gemeinsam unsere Gesellschaft für eine nachhaltigere Zukunft bereitmachen wollen. – Greta Thunberg hat dies sehr kämpferisch und auf den Punkt gebracht formuliert: ‚You must unite behind the science. You must take action. You must do the impossible. Because giving up can never be an option. Change ist coming‘.“

Alize Zandwijk wurde 1961 in Hellendoorn in den Niederlanden geboren. 1998 bildete sie mit Guy Cassiers die künstlerische Leitung des Rotterdamer Ro Theater, für deren gemeinsame Arbeit sie 2002 den Albert-van-Dalsum-Award erhielten. Zandwijks Inszenierungen am Ro Theater gastierten u. a. bei den Wiener Festwochen, dem Edinburgh Festival, den Theaterformen in Hannover, dem Holland Festival TF-1 sowie den Autorentheatertagen Hamburg. Im Mai 2006 wurde sie Künstlerische Direktorin des Ro Theater. Seit 2003 inszeniert sie regelmäßig in Deutschland, u. a. am Thalia Theater Hamburg und am Deutschen Theater Berlin. Am Theater Bremen gab sie in der Spielzeit 2012/13 ihr Debüt mit Dea Lohers „Das Leben auf der Praça Roosevelt“, es folgten u. a. Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ und Arne Sierens „Mädchen und Jungen“. Seit der Spielzeit 2016/17 ist sie leitende Regisseurin im Schauspiel am Theater Bremen wo ihr die Bremer Theaterfreunde den Kurt-Hübner-Preis 2020 verliehen. Sie inszenierte u. a. Hauptmanns „Die Ratten“, Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“, den spartenübergreifenden Tanzabend „Golden Heart“ und „Amour“, Tom Lanoyes „Gas – Plädoyer einer verurteilten Mutter“, Tolstojs „Auferstehung“, „Mütter – Geschichten von Bremer Frauen aus aller Welt“ sowie Wajdi Mouawads „Vögel“ und „Im Herzen tickt eine Bombe“ und 2021 „Erbarmen“ nach Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion. Mit dem „Schimmelreiter“ war sie für das Berliner Theatertreffen vorgeschlagen.

Premiere am Freitag, dem 9. September, um 20 Uhr im Kleinen Haus

 

Regie:                                                            Alize Zandwijk

Bühne:                                                           Thomas Rupert          

Kostüme:                                                       Anne Sophie Domenz

Puppenbau:                                                   Nadine Geyersbach, Denis Geyersbach

Musik:                                                           Beppe Costa

Licht:                                                             Norman Plathe-Narr

Dramaturgie:                                                Anne Sophie Domenz, Theresa Schlesinger

Ausstattungsassistenz:                              Sibylle Müngersdorf

Ausstattungshospitanz:                             Amelie Thomae

Tanztraining:                                                Andy Zondag

 

Mit:                                                                Shirin Eissa, Christian Freund, Guido Gallmann, Denis
Geyersbach, Nadine Geyersbach, Levin Hofmann

Pressemeldung von  Theater Bremen