Küstenschutz: Erkundungsbohrungen am Deich im Landkreis Cuxhaven starten in der kommenden Woche
Er zählt zu den wertvollsten Baustoffen der Küstenschützer: Kleiboden spielt beim Deichbau eine herausragende Rolle. Vor dem Hintergrund des Klimawandels werden deshalb an verschiedenen Küstenabschnitten in Niedersachsen Bohrungen durchgeführt, um die vorhandene Kleimächtigkeit und künftige Kleibedarfe der schützenden Deiche besser beurteilen zu können. Ab der kommenden Woche (46 KW) rücken dabei die Hauptdeiche der Weser im Verbandsgebiet der Deichverbände Osterstader Marsch und Land Wursten im Landkreis Cuxhaven in den Fokus. Initiator des Projektes ist der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Insgesamt lässt der Landesbetrieb im Rahmen der Kleierkundungsbohrungen gut die Hälfte der insgesamt 617 Kilometer langen Hauptdeichlinie von der niederländischen Grenze bis zum Elbe-Seitenkanal untersuchen. Die Arbeiten sind erforderlich, um den Zustand der Deiche im Hinblick auf Gehalt und Lage des Kleis zu prüfen. „Schließlich handelt es sich beim Deichbau um sehr zeit- und materialaufwändige und entsprechend langfristig ausgelegte Bauprojekte, sodass letzte Bautätigkeiten an einzelnen Abschnitten gegebenenfalls bereits Jahrzehnte zurückliegen können. Außerdem können die Eigenschaften des Kleibodens je nach Entnahmestelle sehr unterschiedlich ausfallen”, erklärt Wilhelm Rohlfs vom Geschäftsbereich Planung und Bau des NLWKN in Stade.
Als Klei wird ein Marschenboden bezeichnet, der aus einem Gemisch von Ton, Schluff und Sand mit organischen Anteilen besteht. Ursprünglich wurden Deiche weitgehend aus Klei aufgebaut. Seit einigen Jahrzehnten dagegen werden sie überwiegend aus einem Sandkern mit einer Kleiabdeckung hergestellt. „Dies ist schon deshalb erforderlich, weil die Deiche heute einen erheblich größeren Deichquerschnitt aufweisen, für deren Ausbau als reiner Kleideich in vielen Fällen nicht mehr genügend Klei zu beschaffen ist”, so der Küstenschützer vom NLWKN.
Bei den jetzt im Verbandsgebiet der Deichverbände Osterstader Marsch und Land Wursten startenden Arbeiten werden im Abstand von rund 250 Metern bis zu vier Kleinrammbohrungen von 60 Millimeter Durchmesser bis in eine Tiefe von zwei Metern an verschiedenen Stellen des Deichprofils durchgeführt. Das Bohrgerät bewegt sich dabei auf mit Gummi versehenen Ketten fort, um die wichtige Grasnarbe des Deiches nicht zu beschädigen. Deichabschnitte, für die bereits ausreichend Daten vorliegen, werden im Rahmen der Untersuchungen ausgespart.
Mit den Bohrprofilen aus den Kleinrammbohrungen kann zunächst die Dicke der vorhandenen Kleiabdeckung ermittelt werden. „Im weiteren Verlauf untersuchen wir das jeweils entnommene Bodenmaterial auf seine Zusammensetzung und stufen es qualitativ ein”, so Rohlfs. Das Bohrloch wird nach Abschluss der Untersuchungen wieder fachgerecht verfüllt, um die Deichsicherheit zu gewährleisten. Insgesamt rund 410 solcher Kleinrammbohrungen werden im Verbandsgebiet der Deichverbände Osterstader Marsch und Land Wursten ab der kommenden Woche durchgeführt. Mit größeren Auswirkungen auf den Straßenverkehr rechnet der NLWKN nicht: „Der örtliche Verkehr wird von der Maßnahme nur kurzzeitig berührt, wo zum Beispiel eine Umfahrung wegen einer Absperrung oder eines anderen Hindernisses auf dem Deichkörper erforderlich ist”, erklärt Wilhelm Rohlfs.
Pressemeldung von NLWKN