Projekt „R3“ eröffnet „Erlebnis-Schaufenster“ in Oldenburg
Schon lange leidet der lokale Einzelhandel unter sinkenden Einnahmen. Immer mehr Länden in den deutschen Innenstädten stehen leer. Ein Grund: Konsument:innen kaufen vermehrt online ein, statt beim Geschäft nebenan. Gerade kleine Unternehmen, deren Waren nicht auf den virtuellen Marktplätzen großer Onlinehändler zu finden sind, werden auf diese Weise nahezu unsichtbar. Das Projekt „R3 – Resilient, Regional, Retail“ an der Hochschule Bremerhaven möchte den lokalen Einzelhandel stärken. Dafür werden Schaufenster leerstehender Geschäfte zur gemeinsamen Ausstellungsfläche für lokale Händler:innen und dank QR-Codes zum Türöffner für das Internetgeschäft. Diese „Allgemeinläden“ treffen inzwischen auch außerhalb Bremerhavens auf Interesse. Kürzlich wurde das „Erlebnis-Schaufenster“ im Oldenburger Einkaufszentrum Schloßhöfe eröffnet. Zu finden sind dort 18 verschiedene Händler:innen – vom Schuhlanden über ein Blumengeschäft bis zum Hörakustiker.
Dass während der Corona-Pandemie QR-Codes ihr Comeback feiern konnten, ist eine gute Voraussetzung für den Erfolg der „Allgemeinläden“. Die Forschenden nutzen diese Entwicklung, indem sie die ausgestellten Waren mit solchen Codes versehen, die dann bequem mit dem Handy eingescannt werden können. Auf diese Weise werden potenzielle Kund:innen beim Schaufensterbummel auf die Plattform mit der Produktpräsentation geführt und können so Kontakt zu den Händler:innen aufnehmen. Verfügt das Geschäft bereits über einen Onlineshop, so kann sogar direkt aus dem Schaufenster bestellt werden. „Ein guter und direkter Kontakt gehört zu dem, was der Onlinehandel nicht bieten kann. Käufer:innen vermissen die Möglichkeit, individuell beraten zu werden. In den Allgemeinläden verschmelzen somit die Vorteile von lokalem und Onlinehandel“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Benjamin Wagner vom Berg vom Smart Mobility Institute der Hochschule Bremerhaven.
Gleichzeitig bieten Allgemeinläden eine Möglichkeit, vorübergehend oder langfristig leerstehende Ladenlokale neu zu beleben und so Einkaufsmeilen ansprechender zu gestalten. Bereits seit Jahren gehören leere Schaufenster zu dem typischen Bild vieler deutscher Innenstädte. Auch in Bremerhaven stehen zahlreiche Ladenlokale leer, unter anderem in der „Hafenpassage“. Dieser Gebäudeteil des Columbus Centers soll perspektivisch abgerissen werden. Die ehemaligen Geschäftsinhaber:innen sind bereits umgezogen. Zu den Zwischennutzer:innen gehört auch ein Allgemeinladen Bremerhavener Händler:innen. Dieser wird regelmäßig durch eine Ausstatterin professionell und saisonal dekoriert. Das aktuelle Thema des Schaufensters lautet Nachhaltigkeit. 12 lokale Unternehmen und Einrichtungen sind dort derzeit zu finden. Der zuständige Projektmanager am Smart Mobility Institute, Richard Schulte, sagt: „Bereits an zehn unterschiedlichen Standorten konnte der Pilot mit mehr als 100 beteiligten Unternehmen und elf assoziierten Institutionen umgesetzt werden. Dadurch ein hat sich mittlerweile ein wertvolles Netzwerk für die Forschung und Umsetzungsperspektive gebildet.“
Perspektivisch ist geplant, den teilnehmenden Händler:innen eine einfach zu bedienende gemeinsame Onlineplattform zur Verfügung zu stellen, über die die Kund:innen die gewünschte Ware bestellen können. Dies ist für den Einstieg einfacher und günstiger für die Händler:innen als eigene Onlineshops. Gleichzeitig wird auch an die notwendigen Logistik-Werkzeuge gedacht, die die Transportkette zwischen Händler:innen und Kund:innen schließen. „Im Einzelhandel sind alle Waren bereits vor Ort. Alle Einzelhandelsunternehmen einer Region können in diesem Sinne als ein großes Warenlager interpretiert werden und es bestehen mit diesem Blickwinkel enorme Vorteile gegenüber den großen Onlinehändlern wie Amazon“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Wagner vom Berg. Im Projekt „NaCL – Nachhaltige Crowdlogistik“ hat das Forschungsteam der Hochschule bereits Erfahrungen mit der Auslieferung per Lastenrad sammeln können. In Zusammenarbeit mit einem regionalen Logistikdienstleister ließe sich eine kunden- und umweltfreundliche „Same Day Delivery“ realisieren. Bestellte Waren könnten innerhalb weniger Stunden geliefert werden – schneller als bei großen Versandhäusern, die die Waren erst quer durch Deutschland schicken müssen. Dies würde in Verbindung mit nachhaltigen Transportfahrzeugen wie Lastenrändern auch die CO2-Emisionen und den Verkehr reduzieren.
Das Projekt „R3 – Resilient, Regional, Retail“ wird gefördert aus den Förderfonds der Metropolregion Nordwest mit dem Förderschwerpunkt „Mobilität der Zukunft“ und von der Erlebnis Bremerhaven GmbH unterstützt.
Pressemeldung von Hochschule Bremerhaven