NDR Umfrage: Schülervertretungen und Lehrer-Gewerkschaft kritisieren Diskriminierung queerer Jugendlicher an Schulen
An deutschen Schulen werde zu wenig für die Akzeptanz queerer Schüler*innen getan. Das zeigt eine NDR Umfrage unter den 16 Landesschülervertretungen in Deutschland und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). “Queerfeindlichkeit, Homophobie, Transphobie und Diskriminierung sind in der Schule leider immer noch Alltag”, sagt Julius van der Burg von der Landesschüler*innenvertretung NRW. Gerade in den unteren Klassenstufen sei das Thema stark tabuisiert und ein Coming-out ohne negative Konsequenzen oft nicht möglich.
Die GEW kritisiert zudem: Es werde nicht genug dafür getan, dass queere Jugendliche eine angstfreie Schulzeit haben können. Ein Teil des Problems sei, dass selbst im Sexualkunde-Unterricht queere Themen zu wenig vorkämen. “An den Schulen liegt immer noch der Fokus auf gegengeschlechtlicher heterosexueller Liebe, oftmals gebunden an traditionelle Rollenklischees”, sagt Janina Glaeser aus dem GEW-Hauptvorstand.
Viele Landesschülervertretungen bemängeln fehlendes Wissen und Verständnis bei Lehrkräften. “Leider ist es für viele Schülerinnen und Schüler lediglich Glück, auf engagierte Lehrkräfte zu treffen, die diese Themen ansprechen und sich für Vielfalt an ihrer Schule einsetzen”, sagt die Sprecherin des bayerischen Landesschülerrats Fabia Klein. Der Vorsitzende des Landesschülerrats Sachsen-Anhalt, Moritz Eichelmann, fordert “dringend Workshops, Fortbildungen und weitere Aufklärungskampagnen für die Lehrer*innenschaft”. Zudem müssten Lehrpläne und Schulbücher auf den neuesten Stand gebracht werden.
Ein Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK) bezeichnet die Kritik als “Bewertungen zur Praxis in den Schulen, auf die die KMK nur schwer reagieren kann” und verweist an die einzelnen Länder. Die KMK sei aber für konkrete Anregungen dankbar, was verbessert werden könne.
Die NDR Recherche ist Teil der Sendung “Die Story im Ersten: Jeder Tag ein Kampf? Queere Menschen in Deutschland” am Montag, 30. Mai, um 22.50 Uhr im Ersten.
Quelle Pressemeldung von NDR