Radio Bremen-Reportage „Rabiat: Mannomann! Moderne Männer, wo seid ihr?“ am Montag, 12. Oktober, im Ersten

Rabiat-Reporter David Donschen muss beim Männer-Workshop ringen.
obs/Radio Bremen/Sebastian Woithe

Radio Bremen-Reportage „Rabiat: Mannomann! Moderne Männer, wo seid ihr?“ am Montag, 12. Oktober, im Ersten

Bremen (ots)

Der deutsche Mann ist auf der Suche – nach sich selbst. Feminismus, #Metoo und aufbrechende Rollenbilder stellen in Frage, was für die Herren der Schöpfung lange Zeit selbstverständlich war. Die Radio Bremen-Reportage „Rabiat: Mannomann! Moderne Männer, wo seid ihr?“ von David Donschen geht den Fragen nach: Wann ist der Mann ein Mann? Und wie bekommen wir Männer es endlich hin, uns nicht mehr selbst im Weg zu stehen? Zu sehen ist die Reportage am Montag, 12.10., 22.50 Uhr im Ersten und ab Donnerstag, 8.10., ab 15 Uhr im YouTube-Kanal des „Y-Kollektiv“ und ab 18 Uhr in der ARD Mediathek.

 

„Wir Männer müssen uns endlich öffnen!“

„Fangt endlich an, euch zu reflektieren!“, fordern nicht nur Demo-Teilnehmerinnen am internationalen Frauentag in Berlin. Rabiat-Reporter David Donschen versucht genau das und lädt Christoph May zu sich nach Hause ein. Gemeinsam mit dem Männerforscher geht er sein Bücherregal durch und stellt fest: Nicht einmal 30 Prozent seiner Literatur ist von Frauen geschrieben. Wie kann das sein? Eigentlich dachte David Donschen von sich, nicht alles durch die Männer-Brille zu sehen. Die Arbeit an der Radio Bremen-Reportage lässt ihn daran zweifeln. „Wir Männer müssen uns endlich öffnen für die Probleme und Perspektiven von Frauen und queeren Menschen“, fordert der Forscher und Aktivist May. Für ihn steht fest: „Toxische Maskulinität schadet unserer Gesellschaft.“

Das Leben von Philip Schlaffer ist davon mehr als zwei Jahrzehnte geprägt gewesen. Schlaffer war führender Neonazi in Norddeutschland. Im Fitness-Studio sieht man die Tattoos aus Schlaffers früherem Leben. Überall auf seinem Körper prangen Nazi-Symbole und Wehrmachtssoldaten. „Ich musste meine Männlichkeit immer unter Beweis stellen. Am Ende war ich bereit zu töten“, gesteht er.

 

Vorbilder

Das Bild des allseits starken, hypermaskulinen Mannes – wie präsent ist es noch in unserer Gesellschaft? Bei einem Stammtisch in Berlin treffen sich Männer, die mit mythologisch angehauchten Coachings versuchen, moderne, selbstbewusste Kerle zu sein. Die einhellige Meinung hier: „Wir Männer sind nicht alle Täter. Aber wir müssen wegkommen vom Stereotyp des allzeit starken, unemotionalen Mackers.“ Helfen Männerkreise wie dieser Stammtisch dabei? Oder sind sie Teil des Problems?

Fest steht: In der Gesellschaft fehlen die positiven Vorbilder. Eine Erfahrung, die auch der Ex-Nazi Philip Schlaffer in seiner Jugend macht. Gerade in der Pubertät, in der er Halt gebraucht hätte, ist sein Vater selten zu Hause. „Ich hätte mir damals einfach Zeit mit ihm gewünscht.“ Enttäuscht wendet sich Schlaffer von seiner Familie ab. Im Rechtsrock findet er Trost. Das Bild des kampfbereiten Vaterlandverteidigers gibt ihm Halt. Immer tiefer rutscht Schlaffer in die Szene. Am Ende ist er Gewalttäter und Rockerboss.

 

Die Richtige Einstellung

Wie viel Kraft es kosten kann, die Vaterrolle wirklich zu leben, zeigt Patrick Neumann. Neumann steht jeden Morgen um 5 Uhr auf, um pünktlich eine Stunde später an seinem Schreibtisch zu sitzen. Er macht das nicht für die Knete oder Karriere, sondern für seine Kinder und seine Ehefrau. Neumann versucht nämlich, Erziehung, Haushalt und Arbeit mit seiner Frau Kerstin paritätisch aufzuteilen. „Das ist anstrengend, aber am Ende tut es allen in unserer Familie gut“, sagt der Rechnungsprüfer. Allerdings stellt die Corona-Pandemie Patrick und seine Ehefrau Kerstin vor neue Herausforderungen bei ihrer gleichberechtigten Ehe.

Moderne Männer braucht es nicht nur in Sachen Erziehung. Rabiat-Reporter David Donschen ist sich sicher: Nur wenn wir es schaffen, die männlichen Rollenklischees zu verlassen, werden wir gesellschaftliche Probleme lösen. Ein Männer-Coaching soll ihm dabei helfen. Doch er zweifelt, ob das gelingt, als er mitten im Winter nur in Unterhose im Berliner Tiergarten steht und mit einem anderen Mann ringen soll. Am Ende des Coachings erlebt David Donschen dann allerdings einen wahren Erweckungsmoment.

 

Stabliste:

Buch/Regie: David Donschen

Kamera: Andy Lehmann, Benedict Sicheneder

Ton: Boris Joens, Alex Czart

Schnitt: Eike Bartsch, Danny Breuker

Produktionsleitung: Michael Kappler

Producer: Manuel Möglich, Christian Tipke

Redaktion: Michaela Herold (Radio Bremen)

Leitung: Thomas von Bötticher (Radio Bremen)

„Rabiat“ ist eine Produktion der Sendefähig GmbH (Manuel Möglich, Dennis Leiffels und Christian Tipke) im Auftrag von Radio Bremen für Das Erste 2020.

„Rabiat“

Das junge Reportageformat von Radio Bremen, in dem Journalistinnen und Journalisten mit Haltung kontroverse Themen der Zeit und der Gesellschaft beleuchten, ist die Erweiterung des „Y-Kollektivs“ ins Fernsehen. Das „Y-Kollektiv“ ist eine Gruppe junger Journalistinnen und Journalisten, dass sich eine große Fangemeinde aufgebaut hat – mit aktuell fast 760.000 Abonnenten bei YouTube und über 170 Millionen Aufrufen insgesamt. Redaktionell betreut wird das funk-Format „Y-Kollektiv“ vom Programmbereich Junge Angebote bei Radio Bremen, der sich auf die Entwicklung junger, crossmedialer Angebote für die ARD konzentriert.

Vor und nach den Fernseh-Reportagen wird auf den Kanälen des „Y-Kollektivs“ (YouTube, Facebook, Twitter, Instagram) diskutiert. In den Social-Media-Kanälen führen die Autorinnen und Autoren persönliche Debatten, berichten transparent über ihre Arbeit und Recherche. Den Fragen der Zuschauerinnen und Zuschauer im Fernsehen stellen sie sich in Q&As oder in den Kommentarspalten.

 

Quelle: Pressemeldung Radio Bremen